Bankvorstände und Aufsichtsräte geraten im Zuge der Finanzkrise zunehmend ins Visier der Justiz. Bundesweit prüfen Staatsanwälte die Einleitung von Ermittlungsverfahren. Betroffen sind die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die HSH Nordbank, die BayernLB und der Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE).

Der Hamburger Staatsanwaltschaft liegen nach eigenen Angaben zwei Anzeigen gegen die HSH Nordbank vor. Die Behörde hat ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet und prüft derzeit, ob es genügend Verdachtsmomente für ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue im Zusammenhang mit fragwürdigen Spekulationsgeschäften gibt, wie ein Sprecher am Montag sagte.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte am Freitag erklärt, es werde geprüft, ob gegen LBBW-Chef Siegfried Jaschinski und seine Vorstandskollegen der Verdacht der Untreue bestehe. Es seien mehrere Strafanzeigen von Bürgern eingegangen.

Bei der Münchner Staatsanwaltschaft sind mehrere Anzeigen in Sachen BayernLB eingegangen. Derzeit wird eine Anzeige des Bundes der Steuerzahler in Bayern durchgearbeitet. Über Ermittlungen gegen den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat die Münchner Staatsanwaltschaft ebenfalls noch nicht entschieden. Eine Stellungnahme der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werde noch ausgewertet, erklärte der Münchner Staatsanwaltschaftssprecher Anton Winkler.

Gegen IKB, KfW und SachsenLB laufen bereits Ermittlungen. Im Fadenkreuz der Ermittler stünden dabei mögliche Fehlspekulationen der Bankmanager mit US-Ramschhypotheken, schrieb das "Handelsblatt". Auch die Aufsichtsräte, die diese Geschäfte jahrelang abgesegnet haben, werden offenbar von der Justiz unter die Lupe genommen. "Da müssen schon einige Vorstände und Aufsichtsräte mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen", wurde der Stuttgarter Oberstaatsanwalt Hans Richter zitiert.

Auch mit Bußgeldern wegen Organisationsmängeln und Schadensersatzklagen müssten die Verantwortlichen rechnen. In den vergangenen Wochen hat er "eine ganze Reihe von Anzeigen gegen Landes- und Privatbanken" an seine Kollegen in ganz Deutschland weitergeleitet.

Schwierig wird es nach Meinung von Strafverfolgern allerdings, den Verantwortlichen Vorsatz nachzuweisen. "Es haben so viele Banken weltweit in diese komplexen Finanzprodukte investiert, dass Sie im Prinzip gegen alle Institute vorgehen müssten, die Subprime-Geschäfte gemacht haben. Aber Verluste reichen als Anfangsverdacht nicht aus", zitierte das Blatt den Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen.