Banken in der Schweiz und in Liechtenstein stehen unter Druck aus den USA und auch Europa. Sie realisieren mehr und mehr, dass es sich langfristig nicht mehr auszahlt, wenn man ohne viel zu fragen Geld verwaltet, das Kunden in ihrem Heimatland möglicherweise am Finanzamt vorbeigeschleust haben.

Vaduz. Für Kunden mit Wohnsitz in den USA werden die Liechtensteiner Banken das Bankgeheimnis weitgehend aufheben und auch die Schweizer Großbank UBS wird den amerikanischen Behörden wohl die Identität einer Reihe von US-Kunden bekannt geben müssen, die früher Konten in der Schweiz gehalten hatten. Raoul Weil, bei UBS Chef des Bereichs Global Wealth Management & Business Banking, ist in Ausstand getreten, gegen ihn wurde im US-Bundesstaat Florida Anklage wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung erhoben.

Andere Banken, die bisher nicht ins Visier der amerikanischen Steuerfahnder geraten sind, überlegen es sich zweimal, ob sie von der Schweiz aus noch amerikanische Kunden betreuen wollen. Manche legen dem Vernehmen nach solchen Kunden einen Bankwechsel nahe. "Potenziell zu viel Ärger mit solchen Depots", so ein Vermögensverwalter einer Großbank.

Denn, so die Steuerexpertin Stephanie Jarrett bei der Anwaltsfirma Baker McKenzie, die Botschaft der Amerikaner ist klar: "Eine Bank muss ihr Haus in Ordnung haben, wenn sie mit Amerikanern weiterhin Geschäfte machen will". Die Banken dürften nur noch Kunden annehmen, die die Gesetze ihrer jeweiligen Heimatländer befolgen. "Zu den anderen müssen sie beginnen Nein zu sagen", so der Rat der Expertin. Wenn die Banken das Geschäft nicht ganz verlieren wollen, ist die Richtung klar. "Wenn wir unsere Klienten hier nicht mehr bedienen dürften, gehen wir zu ihnen", sagt Prinz Max von und zu Liechtenstein, der zweite Sohn des Fürsten und Chef der sogenannten "Fürstenbank" LGT.

Wie weit das alles das Schweizer und Liechtensteiner Bankenmodell als ganzes ins Wanken bringen kann, ist unklar. Die großen und mittelgroßen Banken haben schon lange damit begonnen, in ausländische Märkten zu expandieren und dort Niederlassungen zu gründen. Falls das Bankgeheimnis eines Tages fällt, sind sie gewappnet.

Schweizer Banken verwalten Vermögen im Wert von etwa 3,7 Billionen Dollar. 2,2 Billionen davon stammen aus dem Ausland. Unklar ist, wie viel davon steuerliches Schwarzgeld ist. Verständlicherweise sagen Banken dazu nichts, sie fragen ihre Kunden auch nicht danach. Aber gelegentlich kann man etwa in Mailand Reiche davon erzählen hören, wie sie ihr Geld jenseits der Grenze versteckt haben.

Schwieriger ist die Lage für kleine Vermögensverwalter. Kritiker des Schweizer Bankgeheimnisses wie etwa die Schweizer Drittwelt-Organisation "Erklärung von Bern" gehen davon aus, dass viele der oft im 18. Jahrhundert gegründeten kleinen traditionellen Schweizer Vermögensverwaltungsbanken in Schwierigkeiten kommen, wenn das Bankgeheimnis fällt. "Die traditionellen Schweizer Privatbanken sind total von unversteuertem Geld abhängig und es ist schwierig abzuschätzen, wie sie weitermachen können", sagte Andreas Missbach, einer der Leiter der Pressure Group, die sich in der Schweiz für Belange der Dritten Welt einsetzt.

Bei Schweizer Banken stagnieren die aus dem Ausland stammenden Gelder ohnehin. Das hat auch mit der Finanzkrise zu tun. Aber die Schweiz hat seit einigen Jahren auch scharfe Gesetze gegen Geldwäsche und Geld das mit anderen Delikten als reiner Steuerhinterziehung in Verbindung steht, ist nicht geschützt und die Schweiz leistet dem Ausland Rechthilfe. Dazu kommt, dass der deutsche Zoll an den Grenzen die Suche nach Bargeld und Bankunterlagen bei Reisenden verschärft hat und auch immer wieder größere Summen beschlagnahmt werden. "Die Zeiten der Lederkoffer voller Geld sind längst vorbei. Der Weg wird immer schmaler", sagte ein Privatbanker, der nicht genannt werden wollte.