Immer mehr Autobauer und Industriekonzerne verwandter Branchen kürzen ihre Produktion und schicken Mitarbeiter, meist Zeitarbeitskräfte, nach Hause.

Wolfsburg/Stuttgart. Immer mehr Autobauer und Industriekonzerne verwandter Branchen kürzen ihre Produktion und schicken Mitarbeiter, meist Zeitarbeitskräfte, nach Hause. Im Leipziger BMW-Werk werden nach Betriebsratsangaben 500 Leiharbeiter nach Hause geschickt, bei der Daimler-Nutzfahrzeugsparte sollen bis Ende des Jahres die meisten Zeitarbeiter entlassen werden.

Bei VW laufen 750 Leiharbeiterverträge zum Jahresende aus und werden voraussichtlich nicht verlängert. Im Hauptwerk Wolfsburg ist nach Angaben eines Sprechers eine Pause vom 18. Dezember bis zum 11. Januar im Gespräch. Bisher waren nur wenige Tage Arbeitsruhe um Weihnachten geplant. Falls es zu einem Stopp der Bänder in Wolfsburg kommt, müssten aller Voraussicht nach auch die Zulieferwerke, etwa in Kassel oder Salzgitter, nachziehen.

Auch der Sportwagenbauer Porsche fährt wegen der Absatzflaute seine Produktion herunter. Porsche könne sich dem aktuellen Abwärtstrend in der Automobilindustrie nicht entziehen, teilte der Stuttgarter Hersteller mit. Am vergangenen Freitag sei im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen kein Auto produziert worden, bis Ende Januar werde es sieben weitere Ausfalltage geben. Kurzarbeit sei nicht notwendig, da die Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter gut gefüllt seien.

Auch Deutschlands größter Stahlproduzent ThyssenKrupp verlängert wegen des Nachfrageeinbruchs bei Edelstahl seine Werksferien auf vier Wochen. In den Nirosta-Werken Düsseldorf-Benrath, Bochum und Krefeld stünden die Bänder zwei Wochen länger als sonst still, sagte ein Sprecher von ThyssenKrupp-Stainless.

Die Zeitarbeitsbranche, die mit ihrer Flexibilität in den vergangenen Jahren erheblich zum Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt beigetragen hat, steht nach Einschätzung von Fachleuten nun vor einer schwierigen Zeit. Im schlimmsten Fall könnte ein Drittel der derzeit 750 000 Leiharbeiter entlassen werden, sagt der Arbeitsmarktexperte Hartmut Seifert von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung laut "Berliner Zeitung". Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet damit, dass die Zahl der Zeitarbeiter bei deutschen Autokonzernen und Zulieferern im nächsten Jahr um 80 000 zurückgeht. In der Metall- und Elektrobranche sind die meisten Leiharbeiter beschäftigt.

Positiv könnte sich jedoch bemerkbar machen, dass die Bundesagentur für Arbeit sich nun erstmals bereit erklärt hat, auch Zeitarbeitern Kurzarbeitergeld zu zahlen. Er hoffe, dass sich das abfedernd auswirke, sagt Seifert. In welchem Ausmaß, sei aber noch nicht abzuschätzen. Auch die Branche selber erwartet, dass sich die Möglichkeit, Kurzarbeit anzumelden, "dämpfend" auf mögliche Entlassungen auswirkt, wie der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Zeitarbeit, Ludger Hinsen, sagt.