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Paris/Hamburg. Airbus stellt sich trotz praller Auftragsbücher auf die Möglichkeit von Produktionskürzungen im kommenden Jahr ein. Vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise hält Airbus eine Drosselung der Produktion für denkbar. "Wir können im Moment nichts ausschließen", sagte Unternehmenschef Thomas Enders in Paris auf die Frage nach Plänen für eine Drosselung der Fertigungsrate. Die Zeitarbeiter gäben eine "Flexibilität nach unten". Erst kürzlich hatte Airbus die geplante Aufstockung der monatlichen Produktion von Mittelstreckenjets von aktuell 36 auf 40 Maschinen auf Eis gelegt. Zuletzt hatte der Flugzeugbauer seine Auslieferungen im Jahr 2002 als Folge der Terroranschläge des 11. September 2001 gedrosselt.

Enders bekräftigte, dass Airbus klammen Kunden zu Hilfe kommen wolle, die wegen der Krise Schwierigkeiten bei der Finanzierung bestellter Flugzeuge bekämen. Ende Oktober habe Airbus 1,2 Milliarden Dollar für derartige Kredithilfen bereitgestellt. "Wir haben noch Spielraum." Der Konzern hat derzeit insgesamt neun Milliarden Euro in der Kasse. Vor zehn Jahren hatte Airbus den Angaben zufolge bereits Finanzierungshilfen in fünffacher Höhe des nun bereitgestellten Betrags gegeben. "Wir brauchen zudem 2009 erheblich mehr Unterstützung der Staaten bei der Finanzierung der Kunden", sagte Enders. Hilfen wie Kreditversicherungen für Flugzeugkäufe seien aber der beste Weg. Hierzu sei man im Gespräch mit Anbietern wie Euler Hermes.

Das "Schreckensjahr der Finanzkrise 2008" ist laut Enders "für Airbus kein schlechtes Jahr". Trotz Abbestellungen von Flugzeugen rechnet er damit, in diesem Jahr "mehr als 800 Flugzeuge zu verkaufen". Das zu Jahresbeginn genannte Ziel von 850 Maschinen sei weiter gültig. 2009 werde allerdings hart, so Enders.

Bis Ende Oktober habe es zwar 119 Stornierungen gegeben, sagte Airbus-Sprecher Tore Prang dem Abendblatt. Diese seien jedoch nicht durch die Finanzkrise verursacht. Wichtig sei, dass die Zahl der Bestellungen immer noch die Zahl der ausgelieferten Jets übersteige - für 2008 sind 470 Ablieferungen geplant - und somit der Auftragsbestand von mehr als 3700 Jets weiter zunehme. Dies gibt Flexibilität, wenn Kunden Aufträge verschieben oder stornieren. Prang verwies zudem darauf, dass die Produktionsrate bei den Langstreckentypen A330/A340 und beim A380 weiter hochgefahren werde.

Arbeitnehmervertreter machen sich derzeit jedenfalls noch keine Sorgen um die Beschäftigung. "Die Situation bei Airbus ist nach wie vor relativ stabil", sagte Heino Bade, Luftfahrtexperte bei Ver.di in Hamburg, dem Abendblatt. Der Tarifvertrag mit dem Unternehmen sehe zudem über Arbeitszeitkonten die Möglichkeit der Anpassung an steigende wie sinkende Produktionszahlen vor. "Das bietet einen gewissen Schutz für die Beschäftigten", so Bade. Zurzeit würden aber die Zeitkonten wegen der guten Auslastung der Produktion eher noch aufgebaut.