Trübe Aussichten: Deutschland steht nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor einer tiefen Rezession. Im kommenden Jahr werde die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik um 0,8 Prozent schrumpfen, hieß es in einem am Donnerstag in Washington vorgestellten IWF-Gutachten.

Damit wäre Deutschland stärker von der Wirtschaftskrise betroffen als die US-Wirtschaft. Die Amerikaner müssen sich auf ein geringes Wachstum von 0,7 Prozent einstellen. Unter allen großen Industrieländern am härtesten trifft die Rezession Großbritannien. Dort wird für 2009 ein Minus von 1,3 Prozent erwartet.

Für Deutschland erwartet der Fonds in diesem Jahr noch einen Zuwachs von 1,7 Prozent, im nächsten Jahr aber ein Minus von 0,8 Prozent. "Die deutsche Wirtschaft wurde über Jahre vor allem durch den Export angetrieben", erklärte der Chef der IWF-Abteilung für weltwirtschaftliche Studien, Jörg Decressin. Durch den erheblichen Einbruch der globalen Nachfrage erlebe Deutschland nun eine "scharfe Umkehr", sagte er.

"Wir haben eine Menge neuer Informationen hinzubekommen, und das meiste davon ist negativ", sagte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard. Alle großen Industrieländer werden laut IWF im kommenden Jahr mit einem Rückgang ihres Bruttoinlandsprodukts rechnen müssen. Die entwickelten Länder werden demnach zusammengenommen auf Jahresbasis 2009 um 0,3 Prozent schrumpfen. Es wäre das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg.

Auch aus diesem Grunde brach der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag stark ein. Bis zum Xetra-Schluss büßte der Dax 6,84 Prozent ein und fiel auf 4.813,57 Punkte.

Für einen zusätzlichen Abwärtsschub sorgte am Nachmittag die Zinsentscheidung der EZB. Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wie erwartet um 50 Basispunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Insgeheim hatten einige Marktteilnehmer aber auf eine Zinssenkung um 75 Basispunkte gehofft.