Mit dem Kreditinstitut flüchtet sich nun die erste große Privatbank unter den staatlichen Rettungsschirm. Dabei überstiegt die Kapitalspritze den Börsenwert des Unternehmens bei weitem.
Frankfurt/Main. Das zweitgrößte deutsche Institut erhält vom Bund eine Kapitalspritze von 8,2 Milliarden Euro. Das ist mehr als sein gegenwärtiger Börsenwert von etwa 6 Milliarden Euro. Die Hilfe wird als "stille Einlage" geleistet. Der Bund wird also nicht Aktionär bei der Bank. Zudem kann die Bank nötigenfalls 15 Milliarden Euro Staatsgarantien für Fremdschulden beanspruchen.
Vorstandssprecher Martin Blessing betonte, die Commerzbank hätte die Finanzmarktkrise aus eigener Kraft bewältigen können. Allerdings seien international die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Banken seitens Aufsicht, Ratingagenturen und Geschäftspartnern in der Folge der Krise deutlich gestiegen.
"Wir machen von den Instrumenten des Pakets Gebrauch, weil dies gut für die Bank, ihre Mitarbeiter und Kunden ist", sagte Blessing. Die Kapitalzufuhr steigere die Kernkapitalquote - das Verhältnis von Kernkapital zu Krediten - von 7,6 Prozent auf 11,2 Prozent. "Das sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit und stärkt unser Geschäftsmodell", sagte Blessing.
Blessing unterstrich, dass als Folge der Staatshilfe kein Regierungsvertreter in den Aufsichtsrat einziehen werde. Allerdings zahlt die Bank für das laufende und das nächste Jahr keine Dividende.
Die Vorstandsgehälter werden auf 500 000 Euro begrenzt, was allerdings nur bei Blessing direkte Auswirkungen hat. Die jährlichen Festbezüge der übrigen Vorstandsmitglieder lägen mit 480 000 Euro schon unter der Grenze, erklärte die Bank. Bonuszahlungen werden für 2008 und 2009 nicht gewährt. Blessing betonte zudem, die Pläne für die Übernahme der Dresdner Bank liefen weiter wie vertraglich mit der Dresdner-Mutter Allianz vereinbart.
Aktionärsschützer begrüßten den Schritt der Bank ebenso wie Bankenexperte Wolfgang Gerke. Auch die Börse reagierte positiv. Der Kurs der Commerzbank-Aktie stieg zeitweise um mehr als 12 Prozent, lag am Nachmittag gut 5 Prozent im Plus. "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", kommentierte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Entscheidung.
Gerke wies darauf hin, dass die Commerzbank eine hohe Kapitalquote brauche, wenn sie ein großes Projekt wie die Übernahme der Dresdner Bank in Ruhe stemmen wolle. Die Bundesregierung begrüßte die Ankündigung: "Das stärkt die Bank und schützt Anteilseigner und Arbeitnehmer genauso wie die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft", erklärte das Bundesfinanzministerium.
Die Commerzbank hat im dritten Quartal einen Verlust von 285 Millionen Euro verbucht, nach einem Gewinn von 339 Millionen Euro vor einem Jahr. Blessing betonte allerdings, dass für die ersten neun Monate ein Gewinn von 0,9 Milliarden Euro erzielt worden sei, wenn auch mit Hilfe eines einmaligen Steuereffekts von rund 500 Millionen Euro. Grund für den Einbruch seien vor allem Verluste von 357 Millionen Euro aus dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers und 232 Millionen Euro aus dem Island-Moratorium. Die Gesamtbelastungen belaufen sich auf 1,1 Milliarden Euro.
Bisher haben BayernLB und Hypo Real Estate Hilfe aus dem Rettungsfonds in Anspruch genommen. Am Montag folgte auch die HSH Nordbank. Der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank hatte am Wochenende bekräftigt, derzeit keine Unterstützung zu brauchen.