Dass die Finanzmarktkrise auch die Realwirtschaft schwächt, ist mittlerweile unstrittig. Nach Einschätzung des Hamburger Privatbankhauses...

Hamburg. Dass die Finanzmarktkrise auch die Realwirtschaft schwächt, ist mittlerweile unstrittig. Nach Einschätzung des Hamburger Privatbankhauses M.M.Warburg & CO wird die Krise die deutsche Konjunktur sogar deutlich ins Minus drücken. "Wir erwarten für 2009 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent", sagte Chefvolkswirt Carsten Klude dem Abendblatt. Dies entspreche dem Minus von 1993, als die deutsche Wirtschaft nach den Übertreibungen der Wiedervereinigung schrumpfte. Zum Vergleich: 2008 dürfte nach den Prognosen von Klude trotz des schwachen zweiten Halbjahrs noch ein Wachstum von 1,7 Prozent erreicht werden.

Mit seiner Konjunkturerwartung für das kommende Jahr schätzt der Hamburger Experte die Entwicklung pessimistischer ein als etliche Kollegen - und vor allem wesentlich pessimistischer als Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der für 2009 immerhin noch von einem leichten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent ausgeht.

"Die anhaltende Krise an den Finanzmärkten wird unseres Erachtens dazu führen, dass es in vielen Industrieländern in den nächsten Quartalen zu einer Rezession kommen wird", begründet Klude die Prognose des Bankhauses. Dabei werde der konjunkturelle Abschwung, der sich bereits im Sommer 2007 angebahnt habe, durch die Finanzmarktkrise noch verstärkt.

In Deutschland werde der Export- und Investitionsboom der

vergangenen Jahre ein abruptes Ende finden. Hier wirke sich die Produktpalette der deutschen Exportunternehmen, die in den vergangenen Jahren ihren Erfolg ausgemacht habe, nun sogar negativ aus, meint Klude: "Gerade bei hochpreisigen Gütern wie Maschinen und Autos dürfte die Nachfrage erheblich zurückgehen, weil sie in der Regel kreditfinanziert sind. Die Banken sind nun aber vorsichtiger bei der Kreditvergabe." Die Zahl der Unternehmenspleiten werde "mit großer Wahrscheinlichkeit erheblich ansteigen".

Deshalb und wegen der sinkenden Auslastung der Betriebe erwarten die Hamburger Experten für 2009 einen Anstieg der Arbeitslosenzahl in Deutschland auf 3,5 Millionen und sind auch hier pessimistischer als das Bundeswirtschaftsministerium. Dort rechnet man damit, dass die Zahl der Arbeitslosen mit 3,3 Millionen im Jahresdurchschnitt in etwa konstant gegenüber 2008 bleibt.

Bei einer prognostizierten Inflationsrate von 1,7 Prozent - niedriger als in diesem Jahr - geht Klude von einer Stagnation des privaten Konsums aus. Vergleichsweise hohe Lohnsteigerungen sowie die Entlastung durch den niedrigeren Ölpreis stützten die Kaufkraft. Wegen der Verunsicherung durch die Finanzmarktkrise werde aber wohl dennoch an größeren Ausgaben etwa für Autos und Einrichtungsgüter gespart.