Die wichtigsten 25 Firmen verloren seit Januar im Schnitt 40 Prozent ihres Wertes. Sehen Sie in der großen Bildershow den Kursverlauf wichtiger Hamburger Unternehmen.

Hamburg. Die Finanzmarktkrise trifft auch die börsennotierten Hamburger Unternehmen mit voller Wucht. "Die wichtigsten 25 Hamburger Unternehmen, die im HASPAX gelistet sind, haben wie die DAX-Werte seit Jahresbeginn im Schnitt rund 40 Prozent an Wert eingebüßt", sagt die Analystin der Hamburger Sparkasse (Haspa), Annemarie Schlüter. Die größten Kursverluste von mehr als 80 Prozent seit Jahresbeginn erlitten HCI Capital, MPC und Conergy. Weniger als 20 Prozent verloren unter anderem Fielmann, die Norddeutsche Affinerie und Beiersdorf. Die meisten Unternehmen leiden unter dem drastischen Kapitalabzug institutioneller Anleger, obwohl sie betriebswirtschaftlich gut aufgestellt sind. Bei anderen sind die Probleme hausgemacht. Für alle gilt, so die Haspa-Finanzexpertin: "Fundamentale Aspekte spielen derzeit bei der Kursbildung kaum eine Rolle." Das Abendblatt analysiert die Chancen einiger Firmen.


Sehen Sie hier einige große Hamburger Unternehmen und ihren Kursverlauf des vergangenen Jahres

Beiersdorf Der Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf ist seit Jahren bei Umsatz und Ertrag auf Wachstumskurs. Auch in der Finanzkrise blieb der Nivea-Produzent robust. "Das Unternehmen ist gut aufgestellt", meint der Haspa-Analyst Marco Günther. Der Aktienkursrückgang wurde durch schlechte Branchenzahlen ausgelöst und nicht durch betriebswirtschaftliche, so Günther, der Beiersdorf-Aktien wie auch Merrill Lynch; die Societe Generale und AC Research zum Kauf empfiehlt. Beiersdorf-Sprecherin Claudia Fasse: "Beiersdorf ist bisher nicht von der Finanzkrise betroffen. Wir sehen optimistisch auf unser Jahresergebnis."

Fielmann Der Brillenhersteller Fielmann ist "ein solide finanziertes Unternehmen, das bisher exzellent durch die Krise gekommen ist", urteilt der Haspa-Analyst Christian Hamann. Wer die Aktie vor fünf Jahren für 16 Euro kaufte, liegt heute noch immer im Plus. Mit einer hohen Eigenkapitalquote von 60,8 Prozent kann das Unternehmen seine Investitionen bankenunabhängig finanzieren. Dadurch dürfte die Finanzkrise Fielmann kaum in seiner Expansion bremsen. Der Brillenhersteller will seinen Außenumsatz 2008 auf mehr als eine Milliarde Euro steigern und 500 Mitarbeiter einstellen. Analysten von UBS und UniCredit empfehlen Fielmann zum Kauf.

Jungheinrich "Wir sind ein kerngesundes Unternehmen. Der Aktienkurs spiegelt nicht unseren Wert wider", ist Jungheinrich-Sprecher Markus Piazza überzeugt. "Der Gabelstaplerhersteller ist solide aufgestellt", sagt auch Thomas Rau, Analyst bei der Warburg-Bank. Doch die Krise hat den Maschinenbauer getroffen, die Wachstumsraten werden kleiner. Der Kurs lag seit 2001 nicht mehr so niedrig wie derzeit. Für 2008 rechnet Rau für Jungheinrich mit einem Umsatzplus von sechs Prozent, 2009 dürften die Erlöse um fünf Prozent sinken. Das operative Ergebnis werde 2008 und 2009 zurückgehen, liege aber "weit von einem Verlust entfernt."

HHLA Der Umschlagkonzern Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ging noch in einem positiven Umfeld im November 2007 an die Börse. Doch nach dem Höchststand von 67,50 Euro ging es bergab. "Sinkt die weltweite Nachfrage, hat dies Auswirkungen auf den Handel und die Containerschifffahrt und damit auf die Häfen", sagt Haspa-Analyst Ingo Schmidt. "Es fehlt Licht am Konjunkturhorizont." Noch zum Halbjahr war das Ergebnis nach Steuern um 54,5 Prozent auf 122,5 Millionen Euro gestiegen. "Wir können uns nicht gegen den Trend stemmen", so HHLA-Sprecherin Ina von Spies.

Norddeutsche Affinerie Der Aktienkurs der Hamburger Kupferhütte hat sich in der Krise "gut gehalten", sagt Haspa-Analyst Ingo Schmidt. Immerhin liegen Anleger, die das Papier zwischen Mitte und Ende 2006 erwarben, noch im Plus. Und gerade die NA habe "viele treue Anleger, die zu Tausenden zu den Hauptversammlungen kommen", sagt Sprecherin Michaela Hessling. Trotz der Zukäufe der Salzgitter AG sank der Kurs zuletzt. "Dennoch ist die NA gut aufgestellt. Durch den Kauf der belgischen Cumerio stärkte die Kupferhütte ihre Position als Nummer eins in Europa, dazu könnten staatliche Konjunkturprogramme die Nachfrage nach Kupfer beleben", so Analyst Schmidt.

Repower Der Windkraftanlagenhersteller ist ein echtes Opfer der Turbulenzen an den Finanzmärkten. Obwohl die Geschäfte des Hamburger Unternehmens gut laufen, Umsatz und Ertrag steigen, wurde es Mitte Oktober drastisch von der Börse abgestraft. Der Börsenkurs sackte in nur zwei Wochen von seinem 230-Euro-Hoch auf jetzt 70 Euro ab. "Wir gehen davon aus, dass viele Fonds und Hedgefonds, die bei uns Aktien hielten, sich angesichts der sich zuspitzenden Finanzmarktkrise rasch von Positionen trennen mussten", so der Leiter der Investor-Relations, Thomas Schnorrenberg. Für einen weiteren Kurssturz sorgten die Finanzprobleme des indischen Mutterkonzerns Suzlon, die zur Absage des angestrebten Beherrschungsvertrags über Repower führten. Wer Repower-Aktien vor drei Jahren für zwölf Euro erwarb, liegt heute noch deutlich im Plus.

Conergy Conergy hat seinen Kurssturz vor allem durch hausgemachte Probleme ausgelöst. Das Solarunternehmen hatte sich bereits vor einem Jahr mit seiner Wachstumsstrategie übernommen. Seit Herbst 2007 folgte eine Gewinnwarnung der nächsten. Der Vorstand wurde ausgewechselt. Eine Insolvenz konnte durch eine kräftige Kapitalspritze verhindert werden - unter anderem auch durch den Großinvestor Dieter Ammer, dem ehemaligen Tchibo-Chef und Onkel des Conergy-Firmengründers Hans-Martin Rüter. Bis zum Jahresende plant Conergy eine Kapitalerhöhung von bis zu 450 Millionen Euro. Analysten der UBS stufen die Conergy-Aktie aktuell auf "Verkaufen" ein.

Bijou Brigitte Der Aktienkurs der Modeschmuckhändler Bijou Brigitte befindet sich seit zwei Jahren nach seinem Höchststand von 254 Euro auf Talfahrt. "Auslöser für die Entwicklung ist nicht die Finanzmarktkrise, sondern die zunehmende Konkurrenz von Modeschmuckanbietern im Markt", so Haspa-Analyst Christian Hamann. Dennoch sei das Unternehmen solide aufgestellt. Es wachse mit hoher Eigenkapitalquote und starker Umsatzrendite. Bijou Brigitte kauft seit Wochen massiv eigene Aktien zurück. Wer die Aktie vor fünf Jahren für rund 33 Euro erworben hat, liegt noch gut im Plus.

HCI Der Kurs des Hamburger Emissionshauses ist seit Jahresbeginn drastisch eingebrochen. "Dabei waren wir mit einem platzierten Eigenkapital von 508 Millionen Euro noch nie operativ stärker als in den ersten neun Monaten 2008", sagt HCI-Sprecher Ingo Pfeil. Doch eine sich verzögernde Finanzierung einer mobilen Ölplattform sowie ein Fonds zur Finanzierung von US-Gewerbeimmobilien und die Krise verhagelten das Geschäft. Jetzt rechnet HCI mit neun bis 13 Millionen Euro Verlust für 2008. Die WestLB bewertet HCI mit reduzieren.