Die Bundesregierung ist mit dem bisherigen Erfolg ihres 500-Milliarden-Euro-Rettungspakets unzufrieden und hat Bankmanager gewarnt, aus falschem Prestige-Denken staatliche Hilfen zu verweigern.

Berlin. Nach Kanzlerin Angela Merkel forderte auch Finanzminister Peer Steinbrück gebeutelte Institute auf, den Schutzschirm in Anspruch zu nehmen. Einen "Spiegel"-Bericht, nach dem die Bankenchefs zum Rapport nach Berlin bestellt werden sollen, wies ein Sprecher des Finanzministeriums aber als "aus der Luft gegriffen" zurück.

Bislang haben sich vor allem Landesbanken für staatliches Kapital aus dem Hilfsprogramm interessiert. Nach der BayernLB wollen auch die HSH-Nordbank und die WestLB Hilfen beantragen. Kanzlerin Merkel hatte bereits am Freitag am Rande des Asien-Europa-Gipfels in Peking erklärt, das Angebot der Regierung werde "noch nicht so genutzt, wie vielleicht viele es nutzen wollen und aus meiner Sicht nutzen sollten".

Steinbrück sagte der "Bild am Sonntag": "Ich hielte es für unverantwortlich, wenn ein Bankvorstand den Schutzschirm des Staates nicht in Anspruch nehmen und so vorsätzlich einen Zusammenbruch seines Instituts in Kauf nehmen würde. Das wäre ein ziemliches Ding."

Auch die Angst vor möglichen Gehaltskürzungen dürfe kein Handlungsmotiv für die Manager sein. "Das würde bedeuten, dass ein Banker sein Institut lieber untergehen ließe, als dass er für die Laufzeit des Schirmes bis Ende 2009 für 'nur' noch 500.000 Euro pro Jahr arbeitet. Das sollte er dann mal der Öffentlichkeit erklären", sagte der Minister. Dann würde er langsam verzweifeln an der Verantwortungsbereitschaft dieser Berufsklasse." Steinbrück sagte, er wolle den Banker sehen, der die Rettung seiner Bank an seinem eigenen Gehalt scheitern lasse. "Der würde doch öffentlich ans Brett genagelt."

Der "Spiegel" berichtete, Regierungsbeamte vermuteten, dass sich einige Institute scheuten, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil sie fürchteten, vom Markt abgestraft zu werden. Sollte sich das nicht in ein bis zwei Wochen geändert haben, werde Steinbrück die Bankenchefs nach Berlin einbestellen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Norbert Röttgen, zeigte sich dagegen in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zufrieden mit dem Hilfspaket. "Entscheidend ist der psychologische Mechanismus, der dem Rettungspaket zugrunde liegt. Je weniger es tatsächlich in Anspruch genommen wird, desto erfolgreicher ist es." Er forderte die Banker allerdings auf, sich stärker zu ihrer Verantwortung und ihren Fehlern zu bekennen.

Nach Einschätzung von Steinbrück wird die Bankenkrise Deutschland noch mindestens bis Ende 2009 belasten. "Die Gefahr eines Zusammenbruchs ist noch lange nicht vorüber", warnte er in der "Bild am Sonntag". Der SPD-Politiker verlor durch die Krise selbst Geld. Ich habe ein kleineres Aktiendepot. Und das ist sauber in den Keller gerauscht", sagte Steinbrück.