Die heftig kritisierte KfW-Überweisung von mehr als 300 Millionen Euro an die insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers geht auf eine ganze Serie...

Frankfurt/München. Die heftig kritisierte KfW-Überweisung von mehr als 300 Millionen Euro an die insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers geht auf eine ganze Serie von Pannen zurück. Die Bundesbank, über die der Geldtransfer erfolgt sei, habe die Überweisung zunächst gestoppt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf einen internen Prüfreport. Der Grund: Auf dem betreffenden Konto der KfW bei der Bundesbank sei nicht genügend Geld gewesen. Daraufhin habe die KfW das Konto aufgefüllt, sodass die Überweisung erfolgen konnte.

Die KfW hatte die Überweisung bereits mit einer Fehleinschätzung und einer Panne erklärt. Das Geld war am 15. September, einem Montag, morgens überwiesen worden. Nach bisherigen KfW-Angaben war am Freitag davor das Risiko des langfristigen Devisengeschäfts nicht erkannt und daher keine Beobachtung der Lage am Wochenende beschlossen worden. Die zuständige Abteilung habe für Montagmorgen zwar eine Sitzung angesetzt - die Überweisung sei aber schon eine Stunde zuvor ausgeführt worden.

Übers Wochenende waren - begleitet von einer ausführlichen Berichterstattung in den Medien - Verhandlungen über eine Rettung von Lehman Brothers gescheitert und die Investmentbank musste am frühen Montagmorgen deutscher Zeit Insolvenz anmelden. Wegen der Überweisung mussten inzwischen zwei KfW-Vorstände gehen. Von einem Stopp der Überweisung durch die Bundesbank war bisher nichts bekannt.

Der Untersuchungsbericht ist laut "SZ" als "streng vertraulich" gekennzeichnet. Er sei von der Wirtschaftsprüfergesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) für den Verwaltungsrat der KfW erarbeitet worden, der von den Bundesministern Michael Glos (Wirtschaft) und Peer Steinbrück (Finanzen) geleitet wird. Darin seien auf 28 Seiten zahlreiche Fehler aufgelistet, die zu der Überweisungspanne geführt hätten.

Für das Wochenende vor der Überweisung hätten demnach "besondere Maßnahmen" ergriffen werden müssen, so die PwC-Prüfer. Dadurch wäre spätestens am Sonntag die drohende Insolvenz von Lehmann erkannt worden. Der Untersuchungsbericht ende mit sieben Vorschlägen, wie sich die internen Abläufe bei der KfW verbessern ließen. Darunter befinde sich der Hinweis, eine Überwachung bestimmter Geschäfte sollte auch "am Wochenende möglich sein".