Der Lebensmitteldiscounter Lidl soll für die Bespitzelung von Mitarbeitern teuer bezahlen. Datenschützer mehrerer Bundesländer verlangen fast 1,5...

Stuttgart. Der Lebensmitteldiscounter Lidl soll für die Bespitzelung von Mitarbeitern teuer bezahlen. Datenschützer mehrerer Bundesländer verlangen fast 1,5 Millionen Euro Bußgelder von dem Unternehmen, wie die federführende Datenschutzbehörde gestern in Stuttgart mitteilte. Alle 35 Regionalgesellschaften des Discounters in Deutschland seien von der Überwachung betroffen. Eine Lidl-Sprecherin sagte: "Es ist davon auszugehen, dass die Bußgelder akzeptiert werden." Erste Bescheide seinen bereits eingegangen und angenommen worden.

Der Hauptvorwurf der Datenschützer lautet, dass Lidl-Gesellschaften Detektive damit beauftragt haben, die Verhaltensweisen von Mitarbeitern bis ins kleinste Detail zu überwachen. "Die Protokolle gehen teilweise weit in den privaten Bereich hinein", sagte der Leiter der Datenschutzaufsichtsbehörde im baden-württembergischen Innenministerium, Günter Schedler. Die gegen die einzelnen Gesellschaften verhängten Bußgelder liegen zwischen 10 000 und 310 000 Euro. Ein Schwerpunkt sei Niedersachsen, dort werden Bußgelder in Höhe von mehr als 650 000 Euro gefordert, sagte Schedler. In dem Bundesland seien besonders viele Protokolle mit sehr persönlichen Inhalten festgestellt worden.

In den Protokollen heißt es:

"Fr A erzählt mir, dass ihr Reitsattel bei Ebay versteigert wird. (...) Sie habe außerdem ein eigenes Pferd, welches alleine 250,00 Euro Unterhalt im Monat kosten würde plus Arztkosten in Höhe von 80,00 im Monat. Sie habe jetzt zum ersten Mal ein altes Auto, weil sie nicht mehr so viel Verlust machen möchte. Vorher hatte sie alle drei Jahre einen Neuwagen gekauft. Es macht den Eindruck, als wenn sie über ihre Verhältnisse leben würde."

"Frau X sagt über Frau Y, dass diese Haare auf den Zähnen habe und dass sie jemanden ganz schön bezirzt haben müsse, um angehende FL zu werden."

"Hr X berichtet, dass er sich nicht so gut mit der VL, Fr. Y, verstehen würde. Er (...) sei vor 3,5 Jahren mit seiner Freundin nach XY gezogen. Diese habe ihn letztes Jahr verlassen, das habe ihn sehr belastet. Seit Oktober hat er eine neue Freundin."

"Frau X und Frau Y scheinen sich nicht gut zu verstehen, ihr Verhältnis wirkt angespannt. Leider konnte ich keinen Grund dafür ermitteln.

"Herr X erzählt mir, dass er Frau Y auf Grund ihrer schlechten Leistungen am liebsten nicht mehr beschäftigen würde. (...). Jetzt kommt dazu, dass Frau Y eventuell schwanger sein könnte (sie hat seit 6 Wochen keine Regelblutung), dann wäre es zu spät, etwas zu unternehmen."

"Frau X scheint mir nicht ganz bei der Sache zu sein, spricht sehr unkonzentriert, liegt vielleicht daran, dass sie diese Woche heiratet. Dann hätte sie die ganze Woche Urlaub nehmen müssen."