Hersteller plant eigene Abfüllung in den Vereinigten Staaten. Preis von 59 auf 79 Cent gestiegen.

Hamburg. Gut zehn Jahre ist es her, da stand in Szenenkneipen im Schanzenviertel oder auch in Ottensen plötzlich ein neues Getränk auf den Tischen: Bionade. Schnell galt es als besonders gut für Sportler und Schwangere, half dann der Familienbrauerei Peter KG in Ostheim an der Rhön aus der wirtschaftlichen Bedrängnis und entwickelte sich zur drittbeliebsten Limonade des Landes nach Fanta und Sprite des Coca-Cola-Konzerns.

Doch die "unglaubliche Geschichte", wie Bionade-Chef Peter Kowalsky der "Welt" sagte, ist noch nicht zu Ende. Nach dem Einstieg in den USA Anfang des Monats will der Geschäftsführer spätestens in zwei Jahren die Vereinigten Staaten über ein eigenes Abfüllwerk im US-Staat Iowa beliefern. Als Testmärkte sind bereits San Francisco, New York und Los Angeles ausersehen.

Auch die Werbeslogans stehen schon fest: "Eine Cola würde ihren Kindern Bionade zu trinken geben", heißt es darin etwa. Der US-Riese, der noch vor zwei Jahren Bionade übernehmen wollte und weiter Vertriebspartner für die Franken bleibt, reagierte bereits mit einem eigens für Deutschland produzierten Getränk. "Spirit of Georgia", benannt nach der Heimat von Coca-Cola, ausgerichtet auf die über 30-Jährigen sei zwar "kein Bioprodukt", habe aber "weniger Zucker als herkömmliche Getränke", versicherte eine Sprecherin dem Abendblatt.

Kein Zweifel: Der vom Pionier Bionade maßgeblich ausgelöste Trend zu Biogetränken ist bislang ungebrochen. Zwar machen sie gemessen an Erlös und Menge nur 1,1 Prozent aller nichtalkoholischen Getränke aus. Doch ihr Umsatz hat sich 2007 im Vergleich zum vorigen Jahr verdoppelt. Erzielt wurden mehr als 79 Millionen Euro für 53 Millionen Liter der Limonaden. "Wir haben es nicht mit einer Modeerscheinung zu tun, die wieder abklingt", sagt Tim Beerens, Referent bei der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke.

"Es gibt einen Trend zu alkoholfreien Angeboten mit neuen Geschmacksrichtungen und mit biologisch angebauten Früchten als Zutaten", bestätigt auch Udo Dewies, Sprecher von Carlsberg Deutschland in Hamburg. Mit Beo ist der Konzern im Juni mit einem auf Malzbasis und mit wenig Kohlensäure versetzten Getränk allein für Deutschland gestartet. Es wird bei der Holsten Brauerei in den Sorten Holunder-Weißtee, Apfel-Birne und Grapefruit-Zitrone hergestellt.

Folge der viel versprechenden Perspektiven des Marktes ist jedoch auch, dass Bionade immer wieder Nachahmer am Werke sah. So wurden vor Gericht Siege gegen die Sinconade der Hövelmanngruppe (Sinalco, Rheinfels) und gegen die für Plus produzierte Maltonade vom Frankfurter Brauhaus in Brandenburg erfochten. Maltonade wurde aus dem Sortiment genommen, Sinconade in Sinconada unbenannt. "Wir wehren uns immer, wenn eine gezielte Verwechselung mit unserem Produkt angestrebt wird", sagte Kowalsky der Deutschen Presse Agentur (dpa). Sein Absatz stieg unterdessen von zwei Millionen Flaschen 2002/03 auf 70 im Jahr 2006 und soll in diesem Jahr 250 Millionen Flaschen erreichen.

Schief ging dagegen eine Aktion, die im März auf der Messe Internorga in Hamburg begann. Mit einer einstweiligen Verfügung hatte sich Kowalsky gegen die Vorstellung der Ökolimo "Bios" der Nordmann-Gruppe gewehrt. Die Stralsunder jedoch setzten Ende Juli durch, dass mehrere Sorten der Bionade nicht mehr als kalzium- und magnesiumreich angepriesen werden durften. Hintergrund: Sie erreichten nicht den EU-Richtwert von 15 Prozent einer empfohlenen Tagesdosis.

Seit dem 1. August sind nun die Etiketten aller Flaschen - bis auf die über den Richtwerten liegende Sorte Bionade Aktiv - geändert. Einen generellen Vorwurf wollten die Richter am Düsseldorfer Landgericht der Bionade GmbH und ihren 160 Mitarbeitern aber trotz ihres Spruches nicht machen. "Die Hinweise verstoßen gegen EU-Recht. Sie täuschen niemanden, sie schädigen niemanden", hieß es dazu.

Noch nicht entschieden ist über den Vorwurf von Ökotestern, nach dem der Zuckergehalt in der Limonade höher ist als angegeben. Dagegen war Kowalsky ebenfalls vor Gericht gezogen und hatte seinerseits auf Fehler in der Messmethode verwiesen.

Für seine Bionade beansprucht der Geschäftsführer weiter die Stellung als Original des neuen Marktsegments. Seit Anfang Juli kostet die Limonade sogar 79 statt bisher 59 Cent pro 0,33 Liter Flasche. "Das Original ist nun einmal auch das teuerste Produkt", begründete er seine Strategie gegenüber der "Berliner Morgenpost".

Im September soll eine neue Variation des Kultgetränks und damit die fünfte folgen. Genaues ist noch nicht bekannt. Wenn alles klappt und eine ausreichende Ernte zur Verfügung steht, soll es eine Frucht sein, "die in Deutschland wachsen kann und für eine Limonade ein völlig untypischer Geschmack ist".