Rückgang im letzten Quartal. Regierung spricht von “erwarteter Abschwächung“.

Hamburg. Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal erstmals seit knapp vier Jahren wieder geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt ging nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. Gleichzeitig legen die Verbraucherpreise im Rekordtempo zu. So verharrte die Inflationsrate im Juli mit 3,3 Prozent auf einem 15-Jahres-Hoch. Dabei verteuerten sich Energie (plus 15,1 Prozent) und Lebensmittel (plus acht Prozent) überdurchschnittlich. Während die Bundesregierung von einer "erwarteten Wachstumsabschwächung" spricht und Konjunkturprogramme ablehnt, fordern Ökonomen den Staat zum Handeln auf.

"Es ist Zeit, Pläne für Programme zur Konjunkturstimulierung aus der Schublade zu holen", sagte Gustav Horn, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomik und Konjunkturforschung (IMK), dem Abendblatt. "Denn alle Daten, die wir zuletzt gesehen haben, deuten in dieselbe Richtung: nach unten. Es kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass wir in eine globale Rezession hineinrutschen." Das IMK erwartet 2009 noch ein Wachstum von 0,9 Prozent. "Das ist zu wenig, um die Arbeitslosigkeit gering zu halten", so Horn. Der Ökonom fordert vom Staat deutlich mehr Geld für die "klimafreundliche Modernisierung" von Gebäuden und neue Lehrerstellen. Zudem spricht er sich für einmalige Steuererstattungen an alle Steuerzahler aus. Diese Steuerschecks hatte jüngst der Direktor des Hamburger Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI, Thomas Straubhaar, in einem Beitrag für das Abendblatt angeregt und damit eine bundesweite Diskussion losgetreten. Der Würzburger Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert nun 125 Euro für jeden Bürger.