Der Skandal um Schwarzgeldkonten weitet sich aus. Bei einem Prozess in Rostock tauchten neue Hinweise auf.

Frankfurt/Main. Hunderte weitere Steuersünder mit Schwarzgeld in Liechtenstein stehen vor ihrer Enttarnung. Eine Strafverteidigerin überreichte dem Rostocker Landgericht zahlreiche Hinweise auf bisher unbekannte Konten deutscher Kunden, bestätigte die Staatsanwaltschaft.

Die "Frankfurter Rundschau" sprach von 1850, der "Spiegel" von 1600 betroffenen Konten bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Auf den meisten davon sollen Millionenbeträge liegen.

Damit dürfte der Skandal um im Fürstentum verstecktes Schwarzgeld neue Dimensionen erreichen. Zunächst werde geprüft, ob die Zinsen aus diesen Vermögen in Deutschland versteuert worden seien, sagte Staatsanwalt Peter Lückemann. Der Gedanke liege aber eher fern. "Falls das Geld nicht versteuert wurde, haben wir den Anfangsverdacht der Steuerhinterziehung. Dann schalten wir die Steuerfahndungsstelle ein." Anders als bei den Schwarzgeld-Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft wolle man mögliche Razzien den örtlich zuständigen Ermittlern überlassen.

Mit dem bekannteren Fall um illegale Stiftungen bei der liechtensteinischen LGT-Bank, in dem die Bochumer Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel ermittelt, steht der Rostocker Fall nicht in Verbindung. Allerdings gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Auch im Fall der LLB sollte mit heimlichen Kopien brisanter Interna Kasse gemacht werden.

Seit April müssen sich vor dem Rostocker Landgericht drei Angeklagte verantworten, die versucht haben sollen, die LLB und Kunden der Bank mit 2300 Belegen zu erpressen. Im Juli 2005 sollen die Angeklagten 13 Millionen Euro in drei Raten von der LLB gefordert haben. Um einen Imageschaden zu verhindern, zahlte die Bank laut Staatsanwaltschaft für erste Daten umgerechnet rund neun Millionen Euro in zwei Raten.

Das übrige Dossier habe die Bank für weitere vier Millionen von dem Rostocker Hauptangeklagten kaufen wollen, schrieb der "Spiegel". Dazu sei es allerdings nicht mehr gekommen, weil der mehrfach vorbestrafte Hauptverdächtige Michael F. im September mit 452 000 Euro im Gepäck vor seinem Abflug nach Thailand verhaftet wurde.

Am Freitag legte seine Anwältin Leonore Gottschalck-Solger dem Gericht dann eine Tüte mit einem Stapel kopierter Kontobelege vor. "Auf den Konten befinden sich überwiegend Millionenbeträge", wurde sie in der "Frankfurter Rundschau" zum Inhalt der Dokumente zitiert.

Laut Staatsanwalt Lückemann handelt es sich um 600 Seiten mit jeweils zwei bis vier Namen von Kontoinhabern.