Hansestadt gehört zu den deutschen Hochburgen. Das Abendblatt stellt einige Ideen vor.

Hamburg. Totgesagte leben eben doch länger. Nach dem Crash der New Economy medienwirksam beerdigt, ist die Internetbranche aus den Trümmern aufgestiegen: Myspace, Youtube und Facebook wurden aus dem Nichts Milliarden wert - in Deutschland machen es ihnen Plattformen wie StudiVZ, MyVideo und Xing im Millionenbereich nach.

Täglich starten nun neue Gründerteams in der Hoffnung auf die Idee im Mitmachnetz Web2.0. Denn selbst eine gut gemachte Internetseite ist für den Wert eines Mittelklassewagens zu erstellen - wenn man sie als Programmierer oder Informatikstudent nicht gleich selbst macht. "Die Markteintrittsbarrieren sind extrem niedrig", sagt Tobias Worzyk, der die Szene mit dem Blog hamburg-startups.de begleitet. "Ein Gründer muss kein großes finanzielles Risiko eingehen. Und wenn er scheitert, ist das nicht weiter schlimm: Die Erfahrung kann ihm niemand nehmen."

Zudem sprudeln die Erlöse aus Onlinewerbung heute viel üppiger als zu New-Economy-Zeiten. Und die Nutzer, auf die es letztlich ankommt, sind - mit Flatrate und DSL-Anschluss ausgerüstet - länger und schneller im World Wide Web als je zuvor unterwegs.

Allerdings mehren sich die Stimmen, die vor einer Blase - "Bubble 2.0" - warnen. Gottfried Neuhaus, Chef des Hamburger Kapitalgebers Neuhaus Partners, ist dennoch zuversichtlich: Eine maßlose Euphorie wie 1999/2000 gebe es nicht, sagt er. Die Geschäftsmodelle seien besser, Internetnutzung und Online-Werbegelder würden weiter wachsen. "Zu einer Konsolidierung wird es aber sicher kommen", so der Venture-Capital-Geber.

Die Hansestadt ist einer der umtriebigsten Marktplätze für Web2.0-Ideen. Der Branchendienst deutsche-startups.de listete Ende November 49 Internetfirmen auf, die hier in den Jahren 2005 bis 2007 gegründet wurden. Nur in München (55) und Berlin (64) sind mehr vertreten. Nach Köln (33) sind Städte wie Frankfurt (10), Düsseldorf (5), Stuttgart (5) und Hannover (4) in der Datenbank weit abgeschlagen.

"Dass Hamburg einer der Hotspots in der Internetwirtschaft ist, liegt auch an der langjährigen Förderung der Branche durch den Senat", sagt Stefan Klein, Projektleiter der Initiative hamburg@work. "Zudem gibt es hier ein dichtes Netzwerk unter den Gründern - auch das ist wichtig."

Der Boom spiegelt sich auch in Arbeitsplätzen wider: Mehr als 110 000 Menschen in rund 22 300 Betrieben arbeiten in Hamburg im Bereich Multimedia, Telekommunikation und Werbung, darunter allein rund 45 000 in der Informationstechnologie (IT). "Es besteht großer Bedarf, Fachpersonal einzustellen", sagt Knut Böhrnsen von der Agentur für Arbeit. "Allerdings wird heute viel genauer auf die Qualifikation geschaut als zu Zeiten des New-Economy-Booms."