Der Chef der Bundesbank in Hamburg, Rolf Eggert, über die Aufgaben der Währungshüter.
ABENDBLATT: Die Deutsche Bundesbank hat mit der Einführung des Euro ihre wichtigste Funktion eingebüßt, und zwar die deutsche Geldpolitik zu bestimmen. Heute beschränkt sich ihr Einfluss bei der Europäischen Zentralbank auf eine Stimme unter vielen. Welches sind jetzt die Hauptaufgaben der Bundesbank?
ROLF EGGERT: Die wichtigste Aufgabe der Bundesbank bleibt, das Vertrauen in unser Geld, den Euro, zu erhalten. Dies geschieht vor allem über eine reibungslose Bargeldversorgung. Wir müssen Bargeld stets ausreichend und in guter Qualität zur Verfügung stellen. Dabei müssen Falschgeld als auch beschädigte Münzen und Scheine aussortiert werden.
ABENDBLATT: Wie sieht dies in der Praxis aus?
EGGERT: Über Geldtransportunternehmen erreicht uns täglich Geld aus dem Handel und aus Banken. Dieses wird in den Filialen der Bundesbank bearbeitet. Das heißt, alle Scheine und Münzen werden automatisch in Maschinen auf Echtheit und Qualität überprüft. Beschädigte Scheine und Münzen werden aussortiert, aus dem Verkehr gezogen und zerschreddert. Nur die geprüften, gut erhaltenen Scheine kommen wieder in den Verkehr.
ABENDBLATT: Wie lange bleibt ein Schein in Umlauf?
EGGERT: Im Durchschnitt ist eine Banknote etwa drei Jahre in Umlauf. Die Bundesbank durchläuft ein Schein drei bis fünf Mal.
ABENDBLATT: Die Deutschen zahlen gerne bar. Ist hier eine Änderung in Sicht?
EGGERT: Nein, im Gegenteil. Der Bargeldumlauf steigt. Dies führte in den vergangenen Wochen sogar dazu, dass in einigen Filialen in zwei Schichten gearbeitet werden musste, um das hohe Aufkommen zu bewältigen. In Hamburg haben wir am Sonnabend eine Sonderschicht eingelegt.
ABENDBLATT: Woher kommt das ganze Bargeld?
EGGERT: Bargeld ist das anonymste Zahlungsmittel der Welt. . . (lacht). Dies ist sicherlich das wichtiges Argument.
ABENDBLATT: Immer wieder tauchen gefälschte Euro auf. Für wie sicher halten Sie den Euro im Vergleich zu anderen Währungen?
EGGERT: Es ist sehr schwer, den Euro so zu fälschen, dass man das im normalen Geschäftsverkehr nicht erkennt. Der Euro ist sehr fälschungssicher. In Deutschland haben wir 2005 insgesamt 74 000 Scheine aus dem Verkehr gezogen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 46 000 Stück. Allerdings erhöhte sich die Zahl der gefälschten Münzen von 46 300 auf 77 000 Stück. Der meistgefälschte Schein ist derzeit die 50-Euro-Note mit rund 41 Prozent, gefolgt vom 100-Euro-Schein mit 25 Prozent. Insgesamt kommen auf 10 000 Personen im Jahr in Deutschland nur fünf falsche Geldscheine.
ABENDBLATT: Welche weiteren Aufgaben hat die Bundesbank?
EGGERT: Die Bundesbank ist auch für die reibungslose Abwicklung im unbaren Zahlungsverkehr im Inland und mit dem Ausland verantwortlich. Dazu betreiben wir auch eigene Zahlungsverkehrssysteme (RTGS), die eilbedürftige Individualzahlungen zwischen Banken und Zentralbanken ermöglichen. Dies ermöglicht den Banken nicht nur große Überweisungen in Echtzeit, innerhalb eines Tages, sondern hilft ihnen auch, Liquidität zu sparen. Darüber hinaus sind wir Kassenverwalter des Bundes und einiger Länder der Bundesländer. Zudem sind wir Bankenaufseher gemeinsam mit der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Bundesweit beaufsichtigt die Bundesbank 3117 Kreditinstitute. Die Hauptverwaltung in Hamburg ist für die 223 Institute in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich.
ABENDBLATT: Steht im Norden eine Bank akut vor der Insolvenz?
EGGERT: Unsere Verschwiegenheitspflicht verbietet hier jede Auskunft. Neben den Sicherungssystemen, die die Banken selber eingerichtet haben, sorgen wir dafür, dass diese Institute möglichst nicht in eine schwierige Liquiditäts- oder Risikolage kommen. Dazu gibt es bankgeschäftliche Prüfungen und Aufsichtsgespräche, um rechtzeitig eingreifen zu können. Die Hauptverwaltung Hamburg bietet daneben übrigens eine Bonitätsanalyse für Unternehmen an. 1132 große und mittelständische Unternehmen haben dies schon genutzt.
ABENDBLATT: Die Bundesbank will bis 2012 ihre Standorte von 127 auf 47 reduzieren und die Mitarbeiterzahl um 1970 auf 9000 senken. Was ist in der Hauptverwaltung Hamburg geplant?
EGGERT: Wir sind jetzt noch in Hamburg, Flensburg, Kiel, Lübeck, Neubrandenburg, Rostock und Schwerin vertreten. Der größte Standort ist Hamburg. In Schwerin wird die Filiale im September geschlossen. Weitere Schließungen sind nicht geplant. Allerdings soll ab 2009 in einer Evaluierung nochmal alles auf den Prüfstand gestellt werden.
ABENDBLATT: Wie viele Stellen sollen im Norden insgesamt abgebaut werden?
EGGERT: Wir beschäftigen derzeit 900 Mitarbeiter, davon 580 am Standort Hamburg. Damit haben wir bereits unsere Zielzahl erreicht. Ein weiterer größerer Abbau ist nicht geplant.
ABENDBLATT: Mussten Mitarbeiter entlassen werden?
EGGERT: Nein, es gab keine betriebsbedingten Kündigungen.
ABENDBLATT: Tauschen in Ihrer Hamburger Filiale immer noch Bürger D-Mark in Euro um?
EGGERT: Klar. Unser Angebot wird noch genutzt. Täglich kommen 100 bis 150 Bürger und tauschen im Schnitt 300 D-Mark in Euro ein.