Kommentar

Seit Jahren schon versucht die Milchindustrie höhere Preise für ihre Produkte zu erzielen - mit mäßigem Erfolg. Deshalb kommt sie jetzt mit einem Paukenschlag: Zum August will sie Preiserhöhungen von bis zu 50 Prozent für Milch, Butter, Käse oder Joghurt durchsetzen. Falls die Branche damit durchkommt, wäre dies ein schwerer Schlag für die Verbraucher. Schließlich ist Milch für die meisten Bürger ein Grundnahrungsmittel.

Doch bei aller Wut über das Preisdiktat sollte nicht vergessen werden, dass die Zahl der Milchbauern mangels Rentabilität von 300 000 im Jahr 1992 auf heute 110 000 drastisch gesunken ist. Viele finden einfach keinen Nachfolger, weil ihre Kinder auskömmlichere Berufe wählen.

Die Höhe der angedrohten Preisanhebung dürfte vom Wunschdenken gelenkt sein. Denn in Deutschlands Ernährungsindustrie diktieren nicht die Erzeuger den Preis, sondern die großen Handelsketten. Ausgestattet mit immenser Marktmacht bestimmen sie, was sie für welche Produkte den Molkereien und anderen Erzeugern bezahlen. Auch aus diesem Grund dürfte die Milchindustrie nach Art eines orientalischen Basarhändlers mit ihren Forderungen so hoch gegriffen haben. Einigen wird man sich wohl irgendwo in der Mitte.

Dass Milch teurer wird, ist berechtigt und nicht zu verhindern. Denn es handelt sich um ein wertvolles Gut, dessen Herstellung bei artgerechter Tierhaltung aufwendig ist. Und wenn im Welthandel Abnehmer aus anderen Ländern bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen, müssen die deutschen Verbraucher dies ausbaden.