Gebäckhersteller setzt auf Neuheiten. Größtes Wachstum im Ausland. Starker Preisdruck durch Discounter.

Hamburg. Mit einem mehr als verdoppelten Werbebudget will der Hannoveraner Gebäckhersteller Bahlsen in diesem Jahr seinen Umsatz steigern. Zuvor waren die Erlöse in dem hart umkämpften Markt mehrere Jahre lang rückläufig - so fielen sie 2005 um rund 3,5 Prozent. Für 2006 rechnet Firmenchef Werner M. Bahlsen wieder mit einem "einstelligen Wachstum", sagte er gestern in Hamburg.

Grund dafür seien vor allem die "erheblichen Investitionen" in die Kernmarken Bahlsen und Leibnitz. Um 150 Prozent auf 25 Millionen Euro habe das 1889 gegründete Traditionsunternehmen seine Werbeausgaben in Deutschland erhöht. 2007 sollen sie erneut steigen. Der Umsatz der in 85 Ländern tätigen Gruppe lag im vergangenen Jahr bei 525 Millionen Euro - rund 60 Millionen davon erlöste die französische Marke St. Michel, deren Verkauf 2006 abgeschlossen werden soll.

Zusätzliches Wachstum will Bahlsen mit neuen Backwaren erzielen. Im Februar kommen mit Schokolade überzogene Keks- und Crispy-Flocken namens "Bahlsen Crispini" auf den Markt. Ihren Absatz will der Hersteller mit neun Millionen Euro teurer Fernsehwerbung unterstützen. Innerhalb eines Jahres solle der Snack für die Zielgruppe zwischen 25 und 45 Jahren zu den 15 beliebtesten Süßgebäckwaren in Deutschland gehören, kündigte das Unternehmen bei der Vorstellung an. Eine weitere Produktneuheit will Bahlsen auf der Süßwarenmesse in Köln enthüllen.

Den Verlauf des aktuellen Geschäftsjahrs bezeichnete der Bahlsen-Chef als wechselhaft - vor allem aufgrund der Wetterkapriolen. "Der heiße Juli und der warme Oktober hatten negative Auswirkungen auf unser Geschäft, das stark von der Temperatur beeinflusst wird", sagt Bahlsen. Für die nun beginnende kühle Jahreszeit sei man aber sehr zuversichtlich.

In Deutschland, wo der Marktanteil von Bahlsen und Leibnitz leicht auf 17,8 und 8,8 Prozent stieg, sei indes nur sehr moderates Wachstum zu erwarten. "Wir sind ein absolutes Billigparadies geworden", sagt Vertriebschef Sönke Renk. Den Anteil von Handelsmarken beziffert er auf 50 Prozent des gesamten Gebäckwarenumsatzes. Dem anhaltenden Trend zum Discount könne sich Bahlsen nicht verschließen. Allerdings wolle das Unternehmen vor allem mit Supermarktketten wie Plus und Penny zusammenarbeiten, die sich stark auf Markenware konzentrieren. "Mit zehn Prozent an unserem Gesamtumsatz haben wir im Discountbereich noch Potenzial", so Renk.

Die größten Wachstumschancen sieht Bahlsen im Ausland, wo der Keks- und Kuchenhersteller schon mehr als die Hälfte des Umsatzes macht. In England seien die Erlöse um elf Prozent gestiegen, in Italien habe man Barilla im Spezialitätensegment als Nummer zwei abgelöst. Auch Österreich, Polen und Belgien entwickelten sich positiv. An den vier deutschen Werken will Bahlsen festhalten. In die Standorte Berlin und Barsinghausen seien 20 Millionen Euro investiert worden. Die Zahl der Mitarbeiter im Gesamtkonzern bleibe abzüglich des Frankreich-Geschäfts mit rund 3000 konstant.