ULM. Das Pharmaunternehmen Ratiopharm hat überraschend seine Führung ausgewechselt. Der Generikahersteller bestätigte am Freitag Berichte, wonach die Geschäftsführer Claudio Albrecht und Peter Prock "abberufen und freigestellt" wurden. Als Grund nannte Eigentümervertreter Philipp Daniel Merckle demnach "unterschiedliche Auffassungen über Führungs- und geschäftliche Fragen". Ein Unternehmenssprecher ergänzte auf Anfrage, die Abberufung von Albrecht und Prock stehe "nicht im Zusammenhang" mit der jüngsten Berichterstattung des "Stern" über angeblich dubiose Verkaufspraktiken von Ratiopharm.

Mit Blick auf die Freistellung der beiden Manager hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" Merckle als neuen Ratiopharm-Chef mit den Worten zitiert: "Die Folgen der bisherigen Führung sind mir in vielem zutiefst zuwider." Der Sohn des Familienpatriarchen Adolf Merckle ist demnach seit dem 1. August auf Gesellschafterseite für die Merckle-Pharmagruppe und damit für Ratiopharm verantwortlich. Sein Vater hatte Ratiopharm 1974 gegründet. Unter dem einstigen Novartis-Manager Albrecht hatte sich das Unternehmen zur Nummer eins für Nachahmer-Medikamente entwickelt.

Der "Stern" hatte jüngst berichtet, Ratiopharm habe Ärzten systematisch Geld gezahlt, um die Verordnung eigener Medikamente zu fördern. Auch Apotheken hätten in der Vergangenheit von Rabattaktionen und Gratispackungen bei Medikamenten profitiert. Ratiopharm hatte sich dagegen verwahrt und juristische Schritte angekündigt.