Pünktlich zur Reisewelle an den Ostertagen kommt der Schock an der Zapfsäule: Die Benzinpreise sind auf das Jahreshoch von durchschnittlich 1,27 Euro pro Liter gestiegen, Diesel ist mit rund 1,09 Euro deutlich günstiger. Der Auto Club Europa kritisiert diese Preispolitik scharf.

Hamburg. Unmittelbar vor den Ostertagen sind die Benzinpreise in Deutschland kräftig gestiegen: Die Mineralölkonzerne erhöhten den Preis für einen Liter Benzin auf durchschnittlich 1,27 Euro und für Diesel auf 1,09 Euro, teilten Sprecher der Unternehmen am Mittwoch in Hamburg und Bochum mit.

Das Ausmaß der Preiserhöhungen war regional sehr unterschiedlich; in einzelnen Städten wie zum Beispiel Lübeck stiegen die Preise innerhalb kurzer Zeit um bis zu zehn Cent je Liter. In anderen Regionen waren es drei bis vier Cent. Der Automobilclub ADAC nannte die Benzinpreise angesichts des Rohölpreisniveaus "deutlich überhöht".

Auch der Auto Club Europa (ACE) kritisierte die Erhöhungen der Spritpreise kurz vor Ostern scharf. "Die neuen Preise haben absolut keine Grundlage", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner der "Bild"-Zeitung. Die Begründung der Tankstellenkonzerne, die Großmarktpreise seien gestiegen, sei nicht richtig. Die Konzerne seien meist gar nicht auf den Großmarkt angewiesen, sondern hätten langfristige Lieferverträge. "Sie nehmen eben jeden Cent mit, den sie kriegen können", sagte Hillgärtner dem Blatt zufolge.

Kartellamt soll Tankstellen überprüfen

Der ACE-Sprecher forderte das Kartellamt auf, den Tankstellenmarkt zu kontrollieren, wie die Zeitung weiter schrieb. "Das Amt muss endlich klären, ob es verbotene Preisabsprachen gibt. Im vergangenen Jahr wurde den Verbrauchern eine Marktüberprüfung versprochen, aber Ergebnisse stehen bis heute aus", sagte Hillgärtner. Wenn es möglich sei, den Strom- und Gasversorgern auf die Finger zu klopfen, müsse das auch bei den Mineralölkonzernen machbar sein.

Als Begründung für die abrupten Preiserhöhungen nannten die Sprecher der Mineralölkonzerne gestiegene Beschaffungskosten am europäischen Ölmarkt in Rotterdam. Dort seien die Preise für Benzin von rund 337 Euro im Februar und März auf 365 Euro je Tonne gestiegen. Beim Diesel sei der Einkaufspreis von 320 auf 348 Euro je Tonne gestiegen.

In den vergangenen Monaten hatte sich der Benzinpreis an der Tankstelle überwiegend in einer relativ schmalen Bandbreite zwischen 1,17 und 1,23 Euro je Liter bewegt. Die Schwankungen an einzelnen Tagen könnten jedoch beträchtlich sein, sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Das sei Ausdruck des intensiven Wettbewerbs.

Diesel habe sich seit Dezember zunächst verbilligt, weil die Heizöltanks der Verbraucher wieder gefüllt sind und die Nachfrage nach sogenannten Mitteldestillaten sich deutlich abschwächte. Zudem mache sich auch die Wirtschaftskrise bemerkbar; es würden weniger Güter transportiert und damit auch weniger Dieselkraftstoff verbraucht.

Bislang schwankte der durchschnittliche Dieselpreis in diesem Jahr meistens zwischen 1,02 und 1,08 Euro je Liter. Der steuerliche Abstand von rund 17 Cent je Liter zum Benzin sei wieder hergestellt, nachdem Diesel im vergangenen Jahr zeitweise an der Tankstelle ebenso viel wie Benzin kostete.