Im Wettstreit der Pessimisten ist Norbert Walter, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, seit gestern den Ruf der führenden Kassandra los: Die...

Im Wettstreit der Pessimisten ist Norbert Walter, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, seit gestern den Ruf der führenden Kassandra los: Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) erwartet für die Bundesrepublik nun gar eine Schrumpfung der Wirtschaft um 5,3 Prozent. Und die Auguren haben noch eine weitere Horror-Fünf im Kaffeesatz gelesen: Spätestens 2010, so die OECD, werden hierzulande fünf Millionen Menschen ohne Job sein.

Man kann über Sinn und Unsinn immer neuer Untergangsszenarien streiten - zumal keiner der Prognostiker in der Lage war, die Krise vorherzusagen. Und doch wäre es vor dem Hintergrund der tiefen Rezession verwegen, die Prognosen zu ignorieren. Gerade die Politik muss sich auf das Schlimmste einzustellen - allein aus Selbstschutz: Immerhin war es im Winter 2005 eine Arbeitslosenzahl von mehr als fünf Millionen, welche die Republik erschütterte: Sie wurde zum Menetekel, dem für die Regierung das Unheil folgte: Es zerriss die SPD, spülte die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen und damit auch im Bund aus dem Amt.

Vor diesem Hintergrund dürfte die Bereitschaft in Berlin steigen, der OECD-Forderung nach einem dritten Konjunkturpaket zu folgen. Allerdings sollte die Große Koalition sich die Wirkung der bisherigen Pakete genau anschauen - die Abwrackprämie mag die Laune heben, ein Königsweg war sie nicht. Hingegen sollte die Kostenübernahme bei Kurzarbeit eher ausgeweitet werden. Sie hält die Menschen in Arbeit und die Kompetenz in Unternehmen, bewahrt die Gesellschaft vor der Depression und legt den Grundstein für den nächsten Aufschwung. Als exportorientierte Nation ist Deutschland vom Einbruch der Weltwirtschaft besonders betroffen, kann aber auch schneller aus der Krise kommen.