Rettungsfonds SoFFin beteiligt sich in erstem Schritt mit 60 Millionen Euro. Enteignung der Altaktionäre geplant.

München. Die ohne Staatshilfe dem Untergang geweihte Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) hat 2008 knapp 5,5 Milliarden Euro Verlust angehäuft und braucht deshalb dringend eine Kapitalspritze. In einem ersten Schritt steigt jetzt der Bund über den Bankenrettungsfonds SoFFin mit 8,7 Prozent beim Münchner Baufinanzierer ein, kündigte HRE-Chef Axel Wieandt an. So fließen dem Haus aber nur 60 Millionen Euro zu. Zur Rettung braucht sie höhere Kapitalhilfen und möglicherweise neue Garantien.

Denn die Verluste 2008 haben dazu geführt, dass die Kernkapitalquote der Bank, die ein Maß für ihre Existenzfähigkeit ist, ohne Finanzspritzen mit 3,4 Prozent unter das gesetzliche Minimum von vier Prozent sinkt. Die Bankaufsicht BaFin müsste das Institut damit schließen. Nur wenn die Aussicht auf Rekapitalisierung besteht, kann sie davon absehen. Frisches Geld garantiert der Bund, wozu er die Bank vollständig übernehmen will.

Das ist auch entscheidend, weil Wieandt für mindestens 2009 und 2010 weitere Verluste erwartet. "Das Ergebnis der nächsten Jahre wird belastet sein durch Aufwendungen für die Liquiditätsunterstützungen und die Neuausrichtung der Gruppe sowie durch Abschreibungen auf Forderungen und Wertpapiere", stellt er klar. Zur nötigen Komplettübernahme durch den Bund müssen wahrscheinlich Altaktionäre enteignet werden, wozu gerade ein Gesetz die letzten parlamentarischen Hürden nimmt. Vor allem der US-Investor J.C. Flowers, mit knapp einem Viertel der Anteile Großaktionär, sträubt sich gegen einen Rückzug.

Er hat 2008 mit Partnern über eine Milliarde Euro in die HRE gesteckt. Um seine Verluste zu minimieren, will Flowers mindestens drei Euro je Aktie Abfindung. Das ist zwar der Kurs, zu dem der Bund jetzt das HRE-Kapital erhöht. Damit sei aber nicht automatisch auch über die Höhe der Abfindung für Flowers & Co. entschieden, betont Wieandt. Drei Euro seien nur für eine Kapitalerhöhung gesetzliches Minimum. Bei einer Enteignung will der Bund den aktuellen Börsenkurs zugrunde legen, der um etwa einen Euro je Aktie schwankt.

Bei vollständiger Kontrolle durch den Bund könne die Sanierung der Krisenbank rechtssicher, zügig und wirtschaftlich zumutbar erfolgen, erklärt der SoFFin. Das Kalkül ist, dass sich die HRE dann als Staatsbank selbst an den Finanzmärkten die Mittel zum Weiterexistieren beschaffen kann. Derzeit ist die Bank davon abgeschnitten und hängt am Tropf des Staates. Nur er schaffe die Voraussetzung für den Fortbestand der HRE, so Wieandt.

Der Milliardenverlust entfalle zur Hälfte auf Abschreibungen für die irische Tochter Depfa, deren Beinahekollaps der Auslöser für die Talfahrt des Mutterkonzerns war. Gut eine weitere Milliarde Euro hätten Abschreibungen auf risikobehaftete Wertpapiere aller Art gekostet. Die Risikovorsorge für faule Immobilienkredite musste 2008 von 15 Millionen Euro auf knapp 1,7 Milliarden Euro erhöht werden.