Die Flut negativer Nachrichten aus der Wirtschaft prallt an den deutschen Verbrauchern noch weitgehend ab. “Im März ist das Konsumklima in der...

Hamburg. Die Flut negativer Nachrichten aus der Wirtschaft prallt an den deutschen Verbrauchern noch weitgehend ab. "Im März ist das Konsumklima in der Bundesrepublik nur leicht gesunken", sagte Handelsexperte Rolf Bürkl vom Marktforschungsinstitut GfK dem Abendblatt. Dank niedriger Lebensmittel- und Energiepreise, zahlreicher Kaufanreize durch das Konjunkturprogramm und Rabattaktionen im Einzelhandel schätzten die Bürger ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen und die Entwicklung ihres persönlichen Einkommens nur wenig schlechter ein als vor Monatsfrist. "In der Krise gönnen sich die Menschen vor allem kleine Freuden", so Bürkl.

Diese Entwicklung spüren auch die großen Hamburger Warenhäuser in ihren Kassen. "Die Tendenz in den ersten Monaten dieses Jahres ist durchaus erfreulich", sagte der Geschäftsführer von Galeria Kaufhof, Klaus Sandhof. Vor allem bei den Textilien ziehe das Geschäft jetzt an. Im Alsterhaus läuft vor allem der Verkauf von Schönheitsartikeln wie Parfüms oder Kosmetika gut. "Wir sind mit der gesamten Geschäftsentwicklung zufrieden", erklärte der Chef des Warenhauses, Sven Zahn.

Der Gesamtindikator für das Konsumklima sinkt laut GfK-Prognose im April auf 2,4 Punkte nach 2,5 Punkten im März. Der Indikator Anschaffungsneigung hielt sein Niveau mit 13,9 Punkten nahezu auf dem Vormonatsniveau und weist 24 Zähler mehr auf als vor einem Jahr.

"Wie lange diese verhältnismäßig positive Verbraucherstimmung der Wirtschaftskrise noch trotzen kann, hängt maßgeblich vom Arbeitsmarkt ab", sagte GfK-Experte Bürkl. "Auf jeden entlassenen Arbeitnehmer kommen drei weitere, die sich Angst um ihren Job machen." Sollte sich die Arbeitslosigkeit deutlich ungünstiger als erwartet entwickeln, so werde dies das Konsumklima schwer belasten.

"Dann würde die Binnennachfrage ihre bisher stabile Position verlieren und könnte die Rezession nicht mehr abmildern", sagte Bürkl. Immerhin mache der private Konsum knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Er habe deshalb eine wichtige Rolle inne, wenn es darum gehe, die Einbrüche beim Export abzufedern. Die GfK halte vorerst an ihrer Prognose fest, dass der private Verbrauch in diesem Jahr um 0,5 Prozent wachsen werde.

Bürkl begrüßte die geplante Aufstockung der Abwrackprämie. "Der Erfolg der Abwrackprämie zeigt, dass die Konsumenten solche Geschenke gerne annehmen", sagte er. In vielen Haushalten seien noch genügend finanzielle Mittel vorhanden, die man durch weitere Kaufanreize "mobilisieren" könne. Skeptisch zeigte sich der GfK-Experte dagegen bezüglich einer Senkung der Mehrwertsteuer. Es sei nicht gewährleistet, dass diese Maßnahme über Preissenkungen auch wirklich beim Verbraucher ankommen würde.