Betriebe wollen mit Belegschaft der deutschen Werke mehr als 25 Prozent am Konzern übernehmen. Ruf nach Staatshilfe. Bilder der Opel Werke. Bilder der Opel-Geschichte.

Hamburg. Die "Hamburger Lösung" zur Rettung von Opel steht. Gestern einigten sich die deutschen Opel-Autohäuser auf den Vorschlag des Hamburger Opel-Händlers Kurt Kröger, sich an dem Fahrzeugbauer zu beteiligen. Sie wollen pro verkauftem Auto 150 Euro für die Beteiligung an Opel investieren und so bei der Rettung mithelfen.

"Das ist ein großer Erfolg", freute sich Kröger, der geschäftsführender Gesellschafter der Autohausgruppe Ernst Dello ist, nach der Zusammenkunft der Händler in Darmstadt. "Wir hatten eine 100-prozentige Zustimmung. Jeder der hier anwesenden Händler will sich an dem Projekt beteiligen", äußerte sich der Chef des weltgrößten Opel-Einzelhändlers begeistert.

Positive Reaktionen auf den Vorstoß der Händler kamen aus der Unternehmensleitung und von der Arbeitnehmervertretung: Das Engagement sei ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung des Opel-Zukunftskonzepts, sagte der Chef des Autobauers, Hans Demant. Es zeige, dass alle Beteiligten bereit seien, für Opel zu kämpfen. "Die Hilfen sind ein deutliches Signal dafür, dass die Händler an das Produkt glauben. Das bewerte ich sehr positiv", sagte der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, dem Abendblatt.

Wie wollen die Händler helfen? Die deutschen Opel-Händler wollen drei Jahre lang die vereinbarte Summe pro verkauftem Neuwagen in einen Rettungsfonds zahlen. Damit will der Vertrieb europaweit 400 bis 500 Millionen Euro zusammenbringen, wie der Verband Deutscher Opel-Händler (VDOH) gestern in Darmstadt mitteilte. Um Kapital in Höhe von 400 Millionen Euro einzusammeln, müssten in den kommenden drei Jahren drei Millionen Autos von Opel und Vauxhall in Europa verkauft werden. In diesem Jahr rechnet der Verband mit 1,2 Millionen Einheiten. 2008 wurden 1,4 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Derzeit ist der Markt aber stark rückläufig, obwohl etwa in Deutschland mit der Abwrackprämie vorübergehend gegengesteuert wird.

VDOH-Sprecher Thomas Bieling bestätigte, dass Opel eigentlich nicht drei Jahre warten kann, bis die Händler die angepeilte Summe angesammelt haben: "Wir wissen, dass das Geld schnell gebraucht wird." Der VDOH habe bereits Gespräche mit Experten aufgenommen, um zu klären, ob das Kapital vorab ausgeschüttet werden kann. Entschieden sei aber noch nichts.

Die Bedingungen der Händler Die Beteiligung der Autohäuser ist an mehrere Bedingungen geknüpft. Die Händler verlangen unter anderem, dass das neue Unternehmen eine eigenständige Aktiengesellschaft mit Sitz in Rüsselsheim wird, an der die bisherige Mutter General Motors (GM) nur noch eine Minderheitsbeteiligung halten darf. Ferner müsse auch die Bundesregierung Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zur Rettung des Autobauers leisten: "Wir wissen, dass unsere Beteiligung nicht die gesamte neue Firma Opel finanzieren kann", sagte Bieling.

Der VDOH strebt einen Anteil von zehn bis 20 Prozent an einer eigenständigen europäischen Opel/Vauxhall AG an. Gemeinsam mit den Arbeitnehmern sollen die Händler mehr als 25 Prozent an dem neuen Unternehmen halten, hoffen VDOH und Betriebsrat. "Zusammen wollen wir versuchen, eine Sperrminorität zu organisieren", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Opel, Klaus Franz. Damit wollen Arbeitnehmer und Händler mehr Einfluss auf die Geschäftspolitik des Autobauers nehmen. Bis Ende März sollen jetzt auch die Händler in den übrigen europäischen Ländern über die Teilnahme an der Opel-Rettung entscheiden, sagte Kurt Kröger.

Wie engagiert sich Opel selber? Bei dem Autobauer ringen derzeit Unternehmensleitung und Betriebsrat um die Einsparungen, die für das Überleben des Unternehmens nötig sind. Die Bundesregierung macht die geforderten Hilfen im Volumen von 3,3 Milliarden Euro davon abhängig, ob Opel die Kosten um eine Milliarde Euro reduzieren kann. Details zu den Instrumenten, mit denen der Autobauer sparen will, nannte Einenkel mit Blick auf die laufenden Verhandlungen gestern nicht.

Was plant der Staat? Die Bemühungen der Bundesregierung um eine Rettung des Autobauers soll jetzt der Unternehmensberater Roland Berger koordinieren. Bei der Arbeitnehmervertretung stößt diese Wahl auf Skepsis: "Wir hoffen, dass Roland Berger sich an unsere Vorstellungen hält: Keine Werke schließen und keine betriebsbedingten Kündigungen bei Opel", sagte Opel-Betriebsratschef Einenkel dem Abendblatt. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte jetzt bekannt gegeben, der 71-jährige Berger solle die komplizierten Fragen im Verhältnis zwischen Opel und GM lösen. Zudem solle er die Suche nach Investoren für eine europäische Opel-Gesellschaft vorantreiben. Dabei werde Berger mit den Regierungen in den USA und Deutschland zusammenarbeiten.

Unterdessen lehnte die Staatsbank KfW eine Beteiligung an dem kriselnden Autohersteller ab. Trotz aller Gerüchte sei die KfW von entsprechenden Planungen der Bundesregierung nichts bekannt, sagte Vorstandschef Ulrich Schröder den "VDI-Nachrichten".