In der Nacht zum Sonntag kam endlich der Durchbruch: Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat versprochen, ab Montag wieder in vollem Umfang nach Europa zu liefern. Den Preis dafür muss die Ukraine zahlen.

Moskau. Russland will nach der Einigung im Gasstreit mit der Ukraine an diesem Montag seine Lieferungen wieder in vollem Umfang aufnehmen. Das teilte Regierungschef Wladimir Putin nach stundenlangen Verhandlungen mit seiner ukrainischen Amtskollegin Julia Timoschenko am Sonntagmorgen in Moskau mit.

In den vergangenen Tagen hatte Russland versucht, Teilmengen durch Europas wichtigste Transit-Gasleitung zu schicken. Die Ukraine verhinderte aber eine Durchleitung mit der Begründung, der Transit sei aus technischen Gründen nur bei vollem Gasdruck in den Leitungen möglich.

Bereits am Sonntagmorgen begannen die staatlichen Energieversorger Gazprom und Naftogas mit dem Entwurf eines Vertrags über die in der Nacht getroffene Einigung. Das teilte ein Gazprom-Sprecher nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau mit.

Demnach muss die Ukraine ab kommendem Jahr Weltmarktpreise für Gas aus Russland zahlen. Für das laufende Jahr 2009 gewährt Moskau einen Nachlass von 20 Prozent, falls die Ukraine ihrerseits nicht die Transitgebühren erhöht.

Es blieb zunächst unklar, ob Timoschenkos innenpolitischer Rivale, Präsident Viktor Juschtschenko, einen Gaspreis von etwa 360 Dollar (272 Euro) je 1000 Kubikmeter für das laufende Jahr akzeptieren wird. Die mit hohem Energieverbrauch produzierende Schwerindustrie des Landes ist auf billiges Gas aus Russland angewiesen.

Seit eineinhalb Wochen erhält die EU kein russisches Gas mehr über die wichtigste Transitpipeline durch die Ukraine, weil sich Moskau und Kiew nicht auf neue Gaspreise und Transitgebühren einigen konnten. Unter dem Gas-Notstand leiden auch mehrere EU-Länder, besonders stark betroffen sind Südosteuropa und der Balkan. Auch in Deutschland schrumpften die Vorräte in den Gasspeichern.

Die EU hatte zuletzt zunehmend ungehalten auf den Gasstreit reagiert. Der amtierende EU-Ratspräsident und tschechische Regierungschef Mirek Topolanek sagte, die Geduld der europäischen Länder sei "erschöpft".

Die EU-Kommission hatte Russland und die Ukraine aufgefordert, ihren Gasstreit spätestens bis Ende der Woche beizulegen. Das Treffen in Moskau sei für beide Länder "die letzte und beste Möglichkeit, ihre Verlässlichkeit als Handelspartner zu demonstrieren", sagte ein Kommissionssprecher.