Sparen wird wieder unattraktiver. Das Abendblatt gibt Tipps, wo Geld jetzt lukrativ angelegt werden kann.

Hamburg. Die Euro-Länder befinden sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Experten rechnen für dieses Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um mindestens zwei Prozent. Deshalb kam der Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht überraschend. Der Leitzins für die Euro-Zone wurde gestern von 2,50 auf 2,00 Prozent zurückgenommen.

Mit immer niedrigeren Zinsen will die EZB gegen die Rezession ankämpfen. Seit Oktober hat die Notenbank ihre Zinsen mehr als halbiert. Im Herbst 2008 lag der Leitzins noch bei 4,25 Prozent.

Der Leitzins gibt vor, zu welchen Bedingungen sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Danach richten sich auch die übrigen Zinsen für Kredite und Geldanlagen. Mit dem Zinsniveau nimmt die EZB so indirekt Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Erleichtert wird die Zinssenkung durch den geringen Preisanstieg, der deutlich unter der Zielmarke der EZB von zwei Prozent liegt.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) würdigte die Entscheidung als "vertrauensförderndes Signal für Wirtschaft und Finanzmärkte". Die EZB habe den Zinsspielraum genutzt, der sich ihr durch sinkende Inflationserwartungen angesichts des Abschwungs eröffnet habe.

Nächste Zinssenkung im März Einen möglichen weiteren Zinsschritt deutete der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet für März an: "Ich sage nicht, dass das jetzt der niedrigste Wert ist, den der EZB-Rat sich vorstellen kann." Im März lägen der Notenbank neue Informationen zur Wirtschaftsentwicklung und den Inflationserwartungen für die 16 Länder mit der Euro-Gemeinschaftswährung vor. Allerdings hat Trichet wenig Sympathie für eine Nullzinspolitik, wie sie bereits die amerikanische Notenbank praktiziert. Die EZB dürfe "nicht in eine Situation geraten, die für uns nicht angemessen wäre". Experten erwarten weitere Zinssenkungen. "Wir rechnen bis Frühjahr mit einer Zinssenkung auf ein Prozent", sagt Michael Schubert von der Commerzbank.

Schlechte Zeiten für Sparer Mit den massiven Zinssenkungen der EZB brechen für Sparer magere Zeiten an. Dabei hatten sie sich gerade erst daran gewöhnt, dass auch kurzfristige Anlagen hohe Zinsen bringen. Bei gleichzeitig sinkender Inflationsrate war das ein gutes Geschäft, denn so fiel der Realzins (Zins abzüglich Inflationsrate) hoch aus. "Diese ungewöhnlich hohen Zinsen waren der Finanzkrise geschuldet", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. "Je mehr die Geldausleihungen unter den Banken wieder in Gang kommen, desto weniger sind die Institute auf die Spargelder der Kunden angewiesen." Folglich haben viele Banken ihre Zinsen schon wieder gesenkt, darunter vor allem Filialbanken wie die Deutsche Bank. "Der Durchschnittszins beim Tagesgeld ist innerhalb von zwei Wochen von 3,29 auf 3,09 Prozent gefallen", sagt Herbst.

Wo es noch hohe Zinsen gibt Dennoch gibt es noch attraktive Angebote. Für das Tagesgeldkonto zahlen die Santander Direkt Bank 4,60 Prozent, die Mercedes-Benz Bank 4,50 Prozent und die Hamburger Sparkasse 4,00 Prozent. Bei diesen Anlagen können sich die Zinsen aber jederzeit ändern. Vorteil: Für den Kunden ist das Geld immer verfügbar.

Angesichts der aktuellen Zinsentwicklung ist die Tendenz fallend, auch wenn nicht gesagt werden kann, ob diese Banken die Zinsen bald senken werden.

5,4 Prozent für ein Jahr Festgeld bietet die Möglichkeit, die noch hohen Zinsen für bis zu ein Jahr zu sichern. So bietet die Mercedes-Benz Bank 5,40 Prozent für ein Jahr. Bei der GE Money Bank sind es noch fünf Prozent. Das Problem: Wenn die Anlage in einem Jahr ausläuft, könnten auch die Sparzinsen drastisch gesunken sein. Dann wird eine Neuanlage unattraktiv.

Deshalb kann es auch sinnvoll sein, zumindest einen Teil seines Geldes für einen längeren Zeitraum anzulegen, um so die Niedrigzinsphase in der Rezession zu überbrücken.

Jährlich fünf Prozent für drei Jahre bieten zum Beispiel die Santander Consumer Bank und die Volkswagen Bank direct. Wem das nicht ausreicht, der muss bei der Anlage größere Risiken eingehen. Attraktiv von der Rendite her sind Firmenanleihen. Die Unternehmen müssen derzeit deutlich höhere Zinsen zahlen als der Staat, um Anleger zu finden. Beispiel BMW: Der Autobauer verzinst seine bis 2013 laufende Anleihe mit 8,875 Prozent. Das weckte das Interesse der Anleger, sodass der Kurs des Papiers schnell stieg. Deshalb liegt die Rendite jetzt nur noch bei rund sechs Prozent.

Anders als bei Sparbriefen müssen Anleger hier mit Kursschwankungen und auch mit Ausfällen rechnen, wenn das Unternehmen pleite geht. Dennoch sind Experten für diese Papiere positiv gestimmt. "Vor allem Neuemissionen von bonitätsstarken Unternehmen werden attraktiv", sagt Ralf Böckel, Fondsmanager bei Union Investment. Aktuell liege die Rendite europäischer Unternehmensanleihen mit einer Restlaufzeit von fünf Jahren bei rund sieben Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen bringen nur 2,9 Prozent.

Kreditzinsen sinken kaum Kreditnehmer profitieren dagegen noch kaum von den niedrigen Zinsen. "Da hat sich bei den Banken nicht viel getan, während die Zinsen auf der Habenseite viel schneller nach unten geschleust wurden", sagt Herbst. Im Durchschnitt sind Ratenkredite in den vergangen zwei Wochen sogar leicht teurer geworden - von 8,08 Prozent auf 8,14 Prozent. Beim Dispo verlangen viele Banken sogar mehr als zehn Prozent.