Die weltweite Krise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht. Der Export ist vom jahrelangen Konjunkturmotor zum Bremsklotz geworden. Die...

Berlin/Wiesbaden. Die weltweite Krise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht. Der Export ist vom jahrelangen Konjunkturmotor zum Bremsklotz geworden. Die Rezession bei wichtigen Handelspartnern ließ die Ausfuhren so stark sinken wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Und eine schnelle Trendwende ist nicht in Sicht: Die exportabhängige Industrie musste ebenfalls das größte Auftragsminus seit Jahren verkraften. Im vierten Quartal droht nun der stärkste Konjunktureinbruch seit 1990.

Die Ausfuhren sanken im November um 10,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. "Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebung 1991", sagte ein Statistiker. Analysten hatten lediglich ein Minus von 2,8 Prozent erwartet.

Die Unternehmen verkauften in dem Monat Waren im Wert von 77,1 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 11,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Ein größeres Minus gab es zuletzt im Oktober 1993 mit 13,3 Prozent. Besonders stark schrumpften die Ausfuhren in die EU-Länder mit 14 Prozent. Aber auch in die anderen großen Wirtschaftsräume wurde deutlich weniger verkauft. "Im Zuge der Rezessionsängste werden weltweit Investitionen auf Eis gelegt", sagte der Präsident des Exportverbandes BGA, Anton Börner. Das bekomme die auf Investitionsgüter wie Maschinen und Fahrzeuge ausgerichtete deutsche Wirtschaft zu spüren.

Der Tiefpunkt ist nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) noch nicht erreicht. "Das Ergebnis im Dezember wird noch schlechter ausfallen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Axel Nitschke. Darauf deute der schwache Autoexport hin. Dieser war am Jahresende um 22 Prozent eingebrochen. "Wir befinden uns in einer Phase der Weltrezession", begründete Nitschke die schlechten Zahlen.

Auch das unerwartet schwache Neugeschäft der exportlastigen Industrie deutet auf weitere Einbußen im Außenhandel hin. Im November erhielt sie zum elften Mal in Folge weniger Aufträge: Die Bestellungen sanken preis- und saisonbereinigt um sechs Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat gab es sogar ein Minus von 27,2 Prozent. "Das ist der stärkste Rückgang seit der Wiedervereinigung", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Der Nachfragerückgang sei "auf breiter Front". Die Auslandsaufträge brachen um 4,4 Prozent zum Vormonat ein, das Deutschland-Geschäft schrumpfte sogar um 7,6 Prozent.

Das schwache Exportgeschäft hat Experten zufolge im vierten Quartal zu einem historischen Konjunktureinbruch geführt. Das bislang größte Minus seit der Wiedervereinigung gab es zu Jahresbeginn 1993 mit 1,2 Prozent. Der Export sei regelrecht kollabiert. "Das sind verheerende Zahlen", sagte auch Unicredit-Analyst Alexander Koch. "Die Nachfrage bricht weltweit weg. Da hilft auch nicht, dass die deutschen Unternehmen eigentlich sehr gut aufgestellt und hoch wettbewerbsfähig sind."

Trotz des Rekordeinbruchs hat Deutschland weiter Chancen, den Titel Exportweltmeister zu verteidigen. Nach Berechnungen der Welthandelsorganisation WTO betrug der Vorsprung vor China bis November noch 60 Milliarden Dollar.