Im Gegenzug erhält das Unternehmen eine Kapitalspritze von zehn Milliarden Euro.

Frankfurt/Hamburg. Unter dem Druck der Finanzmarktkrise steigt der Staat bei der Commerzbank ein und beteiligt sich damit erstmals direkt an einer großen Privatbank in Deutschland. Der staatliche Bankenfonds SoFFin stellt für das zweitgrößte deutsche Geldinstitut zehn Milliarden Euro bereit, um die Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank und weitere Belastungen abzusichern. Im Gegenzug übernimmt der Staat 25 Prozent plus eine Aktie an der Commerzbank. Somit erhält der Bund ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen und in der Hauptversammlung.

Das Bundesfinanzministerium sprach von einem "starken Signal für eine starke Commerzbank". Die Beteiligung des Bundes sei "keine Teilverstaatlichung, sondern Wahrnehmung unserer Verantwortung für einen der großen deutschen Akteure am Finanzmarkt", sagte Sprecher Torsten Albig. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erklärte, die direkte Beteiligung des Staates an der Commerzbank diene der besseren Versorgung der Wirtschaft mit Krediten. Er sagte dem "Handelsblatt", dass der Einstieg des Bundes kein Verlustgeschäft sein müsse: "Der Bund kann seine Beteiligung wieder verkaufen und Gewinn machen."

Auch der renommierte Bankenexperte Wolfgang Gerke nannte den staatlichen Einstieg im Abendblatt einen "sinnvollen Schritt im Interesse des Steuerzahlers und des Mittelstandes". Für die Kunden der Commerzbank und Dresdner Bank gab er Entwarnung. Deren Spareinlagen seien doppelt abgesichert: über den Einlagensicherungsfonds und die staatliche Garantieerklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Der Hamburger Betriebswirtschaftsprofessor Karl-Werner Hansmann sagte dem Abendblatt: "Hier tut sich ein Sumpf auf. Die Verluste der Commerzbank und Dresdner Bank dürften viel höher sein als angenommen." Hansmann befürchtet weitere Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor: "Vor allem bei den Landesbanken wird noch einiges auf den Steuerzahler zukommen."