Mehrere Länder in Ost- und Mitteleuropa greifen wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland zu teils drastischen Maßnahmen...

Budapest/Sofia. Mehrere Länder in Ost- und Mitteleuropa greifen wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland zu teils drastischen Maßnahmen. Die Slowakei rief am Dienstag den Notstand aus: Um die Versorgung der Haushalte, von Krankenhäusern und anderen wichtigen Einrichtungen zu garantieren, müssen industrielle Abnehmer mit Kürzungen bis zu 100 Prozent rechnen, teilte die Regierung mit. 70 Prozent der üblichen Gaslieferungen seien nicht angekommen.

Auch Ungarn bekam kein Gas mehr. Die Lieferung über die Haupt- Pipeline sei am Dienstagnachmittag gestoppt worden, sagte der ungarische Energieminister Csaba Molnar laut der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Von Mittwoch an erhalten Großverbraucher in der Industrie, die auf alternative Energiequellen umstellen können,weniger Erdgas als sonst, wie der Minister sagte. Mehr als 90 Prozent des in Ungarn verbrauchten Erdgases kommt aus Russland.

Ungarn verfügt über Reserven von 3,1 Milliarden Kubikmeter, die nun zum Ausgleich genutzt werden sollen. Lediglich über eine kleinere Pipeline, die russisches Gas aus der Ukraine über die Slowakei und Österreich nach Ungarn pumpt, gelangten noch drei Millionen Kubikmeter ins Land.

Am Abend meldete auch Serbien einen weitgehenden Ausfall russischer Gaslieferungen. Das russische Importgas nach Serbien wird über die Pipeline durch Ungarn in das Balkanland geleitet. Von den täglichen 38 Millionen Kubikmeter Gas, die laut Vertrag aus Russland in Ungarn ankommen sollen, sind 11 Millionen Kubikmeter für Serbien und Bosnien bestimmt. In der Türkei wird nach Alternativen gesucht, da auch hier kein russisches Gas mehr über die Ukraine ankommt.

Auch die bulgarische Gasgesellschaft Bulgargas teilte mit, dass das Land kein russisches Gas mehr erhalte. Vom Lieferstopp an der ukrainisch-rumänischen Grenze seien auch Bulgariens Nachbarstaaten Griechenland, Mazedonien und die Türkei betroffen. Bulgarien forderte angesichts der Lieferprobleme von der EU die Erlaubnis für eine Wiederinbetriebnahme eines Reaktors im Atomkraftwerk Kosloduj. Auch Österreich und Italien meldeten, dass bis zu 90 Prozent weniger Erdgas ankamen.