Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weitet sich auf die europäischen Nachbarn aus: Seit 3 Uhr morgens erhalten Bulgarien, die Türkei, Griechenland und Mazedonien kein Erdgas mehr. “Wir sind in einer Krisensituation“ heißt es aus dem bulgarischen Wirtschaftsministerium. Auch Österreich ist betroffen.

Kiew/Sofia. Im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine drohen Europa nach Angaben des ukrainischen Staatskonzern Naftogaz am Dienstag Versorgungsengpässe. Der russische Gasriese Gazprom habe die Versorgung für Europa über Leitungen in der Ukraine auf rund ein Drittel des Normalniveaus gesenkt, teilte Naftogaz mit.

Der russische Gasmonopolist Gazprom habe am Dienstag nur 92 Millionen Kubikmeter Erdgas für die EU-Länder geliefert, gegenüber 221 Millionen am Montag und 300 Millionen an den Vortagen, sagte Naftogaz-Sprecher Walentin Semljanski in Kiew. "Das bedeutet, dass Europa in einigen Stunden Probleme mit der Gasversorgung haben wird."

Die Lieferungen von russischem Gas für große Teile Südosteuropas sind komplett gestoppt. Das bulgarische Wirtschaftsministerium teilte mit, die Lieferungen an die Gasgesellschaft Bulgargaz seien in der Nacht zum Dienstag eingestellt worden. "Wir sind in einer Krisensituation", hieß es. Der russische Regierungschef Wladimir Putin hatte eine Teilversorgung von Westeuropa über alternative Routen veranlasst.

Auch Österreich ist betroffen

Die Türkei, Griechenland und Mazedonien erhielten ebenfalls kein Erdgas mehr, teilte das Energieministerium am Dienstag in Sofia mit. Die Belieferung dieser Länder erfolgt über Transitleitungen in Bulgarien. Der Vorstandschef des Pipeline-Betreibers Bulgargaz, Dimitar Gogov, sagte, die genauen Gründe für den Lieferstopp ab 3.30 Uhr seien nicht bekannt. Die Reserven in Bulgarien reichten noch einige Tage, um den Bedarf der Industrie zu decken.

In Österreich kommen nur noch zehn Prozent der üblichen Menge an russischem Gas an. Zunächst habe der russische Energieriese Gazprom in der Nacht zum Dienstag angekündigt, die Lieferungen um 30 bis 40 Prozent verringern zu wollen, teilte der österreichische Energiekonzern OMV mit. Am Morgen seien allerdings 90 Prozent der vereinbarten Menge nicht geliefert worden. OMV müsse deshalb seine Gasreserven anzapfen.

Die Versorgung des Landes sei aber bei der derzeitigen Wetterlage und der aktuellen Nachfrage gesichert, teilte OMV mit. Der österreichische Konzern betreibt zusammen mit Gazprom eines der größten Gasverteilungszentren in Europa. Von dort aus wird auch Gas nach Deutschland geliefert.

Einschränkung der Versorgung gefürchtet

Russland hatte am Vortag angekündigt, seine Gaslieferungen nach Europa über die Ukraine zu reduzieren. Die Liefermenge sollte um das gleiche Volumen verringert werden, wie die Ukraine Gas abzweige, das für die europäischen Länder bestimmt sei, wies Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin am Montag Gazprom-Chef Alexej Miller an.

Europa bezieht ein Fünftel seiner Gasversorgung über Leitungen durch die Ukraine. Mit dem Schritt droht in Europa bei tiefwinterlichen Temperaturen eine weitere Einschränkung der Versorgung.