Die Gastrokette Vapiano ist 2008 bundesweit am zweitschnellsten gewachsen. Noch sind die Pasta-Restaurants nicht von der Krise betroffen. Das Konzept könnte auch viele der 100.000 Fachbesucher auf der Gastronomiemesse Internorga überzeugen, die heute beginnt.

Hamburg. Das Konzept wirkt simpel: Ein schlicht aber modern eingerichtetes Restaurant, ohne Bedienung. Jeder Kunde versorgt sich selbst an verschiedenen Tresen, das Essen wird vor den Augen der Gäste zubereitet. Die Preise für Nudeln oder Pizza sind wegen des geringen Personalaufwands attraktiv. Dass bis ins Jahr 2002 niemand auf diese Idee gekommen ist, scheint umso erstaunlicher. Insofern hatten Gregor Gerlach und seine Partner Glück, dass sie vor mittlerweile sieben Jahren das erste Vapiano-Restaurant in den Hohen Bleichen eröffnen konnten.

Es war der Grundstein für eine außergewöhnliche Unternehmensgeschichte: Inzwischen arbeiten 2000 Mitarbeiter in weltweit mehr als 15 Ländern und 50 Restaurants der Vapiano-Kette, ob in Saudi-Arabien, Estland, den USA oder Dubai. In den kommenden vier bis acht Jahren sollen 80 weitere Läden folgen. Mit einem Umsatz von 59,5 Millionen Euro verbuchte Vapiano im vergangenen Jahr ein Zuwachs von 38,4 Prozent.

Dieser Wachstumssprung war nach einer gestern im Vorfeld der Hamburger Fachmesse Internorga vorgelegten Umfrage der Fachzeitschrift "food-service" der zweitstärkste unter den Top 100 der deutschen Systemgastronomie. Schneller entwickelte sich im vergangenen Jahr nur die Sandwichkette Subway mit einem Plus von 44,7 Prozent. Der bundesweit größte Systemgastronom ist nach wie vor die Fast-Food-Kette McDonald`s, gefolgt von Burger King (siehe Tabelle).

Die herausragende Entwicklung von Vapiano lässt Gründer und Aufsichtsratschef Gregor Gerlach optimistisch ins Krisenjahr 2009 blicken. "Wir wollen wachsen, nicht nur mithilfe von Neueröffnungen, sondern auch auf bestehender Fläche", sagt er. In Deutschland, dem wichtigsten Markt des Unternehmens, sollen jetzt auch in den kleinen Städten Filialen eröffnet werden. Aber auch in neue Länder würde das Unternehmen sich wagen. "Dort, wo wir im Ausland bereits eine erste Filiale haben, werden wir zudem weitere Standorte eröffnen", so Gerlach weiter.

Von der Krise spürt Gerlach auch in den bereits bestehenden Vapiano-Restaurants wenig. "Das Jahr hat glücklicherweise wieder mit einem Umsatzwachstum begonnen", so Gerlach. "Es gibt sicherlich Menschen, die jetzt eher zu Hause bleiben. Dafür kommen aber wiederum andere Gäste zu uns, die bisher vielleicht in einem höherpreisigen Restaurant gegessen haben."

Seine positive Einstellung passt zu dem Stimmungsbild, das der Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Hamburg vor der Eröffnung der Internorga, Europas größter Fachmesse für den Außer-Haus-Markt, zeichnet. "Wir sind froh, dass wir bisher noch nicht so stark von der Krise betroffen sind", sagt Rose Pauly, Präsidentin von Dehoga Hamburg. "Noch passt der Spruch, gegessen wird immer."

Die Internorga, die heute für das Fachpublikum beginnt, ist vielleicht auch deshalb in diesem Jahr so groß wie nie. Mehr als 1000 Aussteller wollen ihre Produkte vorstellen. Bis zum 18. März werden mehr als 100 000 Besucher erwartet. Auf den Messeständen werden Backgeräte, Großküchenutensilien und Lebensmittelprodukte für die Systemgastronomie ebenso vorgestellt wie Mobiliar. Auch Porzellan, Bankettmöbel und sogar Hotelzimmer sind zu begutachten. "Diese Internorga wird besonders professionell", sagt Messechef Bernd Aufderheide. "In den vergangenen Jahren hatten wir Wartelisten von Firmen, die teilnehmen wollten. Durch das neue gestaltete Gelände können wir denen eine Gelegenheit bieten, sich zu präsentieren."

Auch für die Vapiano-Gründer gilt Professionalität als Schlüssel zum Erfolg. Gerlach und seine drei Partner Kent Hahne, Klaus Rader sowie der inzwischen ausgeschiedene Mark Korzilius begannen mit Vapiano 2002. Nach der Eröffnung ihres ersten Restaurants in Hamburg warteten sie zwei Jahre, feilten am Konzept, bevor sie Filialen in München und Düsseldorf ins Leben riefen. Getreu des Namens Vapiano, der als Kurzform für die italienische Weisheit steht: "Chi va piano va sano e vi lontano." Das bedeutet so viel wie "Wer langsam geht, kommt auch ans Ziel" oder "Gut Ding will Weile haben".