Hilfskonzept von Dello-Chef Kurt Kröger vor Umsetzung. Konzern fährt für Insignia Sonderschichten.

Hamburg. Der Hamburger Opel-Händler Kurt Kröger ist seinem Traum ein ganzes Stück näher gekommen. Bei einem Treffen der europäischen Opel-Autohäuser in Berlin haben sich die Händler jetzt grundsätzlich geeinigt, rund 150 Euro pro verkauftem Neuwagen in einen Rettungsfonds zu zahlen und so den angeschlagenen Autohersteller finanziell zu unterstützen. "Ich erlebe eine ständig zunehmende Bereitschaft und Bestätigung von den Kollegen, an dem Rettungsfonds mitzuwirken", sagte Kröger, Geschäftsführender Gesellschafter von Opel Dello gestern sichtlich erfreut.

Schließlich war es der engagierte Hamburger Händler gewesen, der diese Möglichkeit, Opel zu unterstützen, ins Gespräch gebracht und in unzähligen Telefonaten mit Kollegen im In- und Ausland dafür geworben hatte. "Als ich meinen Plan im November, Dezember vergangenen Jahres vorstellte, haben mich viele Kollegen noch fassungslos angeschaut", erinnert sich Kröger, der mit Dello den weltgrößten Opel-Einzelhändler führt. Jetzt scheint die "Hamburger Lösung" in greifbare Nähe gerückt.

Im Einzelnen sieht das Modell vor, dass die Betriebe drei Jahre lang 150 Euro für jedes verkaufte Auto an Opel überweisen. "Wir reden also über eine direkte Subvention", sagt Initiator Kröger. Das Geld soll in einen Fonds fließen, der in eine Beteiligung an dem Autobauer mündet. "Dazu muss allerdings Opel über das Geld selber verfügen und als selbstständige Gesellschaft in Europa agieren können", nannte Kröger die Bedingungen der Händler für die Hilfe und die Forderungen an die Konzernmutter General Motors. Wie hoch eine Beteiligung der Händler an Opel letztendlich ausfallen könnte, sei noch nicht vorherzusagen, sagte Kröger. 20 Prozent, die im Gespräch waren, seien vermutlich zu hoch gegriffen.

Würden sich alle Länder und Händler beteiligen, könnten 400 Millionen Euro oder mehr zusammenkommen. Beteiligen will sich auch der Hamburger Opel-Händler Bleck: "Es ist klar, dass wir unseren Beitrag leisten", sagte Bleck-Inhaber Hartmut Joswig. Schließlich hätten auch die Mitarbeiter in den Werken bereits einen Lohnverzicht angeboten. "Da müssen wir jetzt zusammenrücken." Joswig nannte es zudem "paradox", dass sich die schlechten Nachrichten über den Autobauer überschlagen, während das Geschäft gleichzeitig "außerordentlich gut" laufe. Opel muss wegen der hohen Nachfrage zur Fertigung seiner neuen Mittelklasselimousine bereits weitere Sonderschichten einlegen. Für den Insignia, der am 22. November Premiere im Handel hatte, gibt es nach Opel-Angaben europaweit schon über 75 000 Bestellungen. Auch sonst laufe der Verkauf "auf Hochtouren": In Deutschland seien in den ersten sieben Arbeitstagen im März 18 000 Opel verkauft worden, nach 7200 im Vorjahreszeitraum.

Zu dem Händlerrettungsplan soll auf Länderebene die erste Entscheidung bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes Deutscher Opel-Händler (VDOH) am 19. März in Darmstadt fallen. Der Dachverband für etwa 4000 Opel/Vauxhall-Händler in Europa, Euroda, will über das Thema endgültig bei der nächsten Verbandsversammlung am 15. Mai in Wien entscheiden.

Die Konzernmutter GM ist von der Insolvenz bedroht, Opel selbst hat den deutschen Staat um Milliardenhilfe gebeten. Opel begrüßte die Initiative der Händler. "Eine solche solidarische Aussage kommt für uns zur rechten Zeit, zeigt sie doch, wie sehr sich diejenigen mit unserer Marke identifizieren, die sich tagtäglich mit ihr auseinandersetzen", erklärte der GM-Europe-Vizepräsident und Opel-Markenchef Alain Visser.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte zugleich klar, bevor der Staat helfe, müssten in den USA wichtige Entscheidungen zu GM fallen. "Wir werden Unternehmen wie Opel unterstützen, wenn unsere Hilfen diesen Betrieben eine gute Zukunft sichern können und nicht nur wirkungslos verpuffen, weil ein Unternehmen am Markt gescheitert ist", sagte Merkel der "Bild". EU-Industriekommissar Günter Verheugen lud wegen der schwierigen Situation für Freitag zu einem Krisengipfel ein.

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnte davor, eine - im Zusammenhang mit Opel bereits als Möglichkeit genannte - Insolvenz als Untergang des Unternehmens anzusehen. "Wir müssen wegkommen von dem Gefühl, dass Insolvenz totale Panik auslösen muss und Teufelszeug ist", sagte der CSU-Politiker.