Das Internet, so die Botschaft der diesjährigen CeBIT, ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Doch wo Millionen von Nutzern Bankgeschäfte und Einkäufe online abwickeln oder sich in sozialen Netzwerken tummeln, suchen auch immer mehr zwielichtige Gestalten nach dem schnellen Geld.

Hannover. Die Unsicherheit über Internet- Kriminalität ist gehörig, die Angreifer gehen immer professioneller vor. Experten diskutieren daher auf der weltgrößten Computermesse, wie sich die Flut von Spam, Viren und Trojaner eindämmen lässt.

"Vor allem die immer weiter voranschreitende Professionalisierung der Internetkriminalität bereitet uns Sorge", sagte Udo Helmbrecht, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Angriffstaktiken seien immer ausgeklügelter, die Programme immer ausgefeilter. Die neueste Masche: Wenn Nutzer in sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ persönliche Informationen preisgeben, fingieren die Angreifer Nachrichten, die von einem Freund zu stammen scheinen. Sobald man einen Link anklickt oder einen Anhang öffnet, schnappt die Falle zu.

Das Dauerfeuer der Angreifer zeigt Wirkung, wie eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes BITKOM zeigt: Satte 29 Prozent der Befragten waren schon einmal Opfer von Betrügereien im Internet - vier Mal so viel wie noch vor einem Jahr. Viele Nutzer lassen daher lieber die Finger von Geschäften im Internet. Jeder sechste Deutsche verzichtet ganz auf derartige Transaktionen, jeder dritte aufs Online-Banking. Nur jeder fünfte hat gar keine Bedenken, im Netz Geschäfte zu tätigen.

Dem Schreckensarsenal der Angreifer stellt die Software-Industrie eine Reihe wehrhafter Programme entgegen - für private Nutzer wie Unternehmen, für PCs wie auch verstärkt für mobile Geräte. Das Geschäft lohnt sich: Der Markt ist laut BSI in den vergangenen Jahren um jeweils rund 12,7 Prozent gewachsen, 2008 betrug der Umsatz mit Hardware, Software und Dienstleistungen rund um die IT-Sicherheit 4,4 Milliarden Euro. Auf der CeBIT firmiert eine ganze Halle als "Security World", wo allerdings auch Fabrikanten von Geräten wie Überwachungskameras einem Platz haben.

Experten ist klar, dass alle Schutzmaßnahmen höchstens Symptome lindern, aber nicht die Ursache kurieren. Denn das Netz ist anonym, unreguliert und grenzenlos - die meisten Cyber-Kriminellen agieren ohne großes Risiko von Ländern aus, wo sie die Polizei nicht fürchten müssen. Daher nutzte der russische IT-Unternehmer Eugene Kaspersky die CeBIT als Forum, um wieder einmal eine stärkere Regulierung des Netzes zu fordern. Nutzer müssen sich identifizieren, die Regierungen gemeinsam eine Internet-Polizei gründen, lautete die Forderung. Der Gründer des Antiviren-Softwareherstellers Kaspersky räumte allerdings ein, dass die meisten Nutzer einen Personalausweis für das Web ablehnen dürften.

Ob es je dazu kommt, ist fraglich. Doch auch jetzt können private Nutzer wie auch Unternehmen viele Risiken vermeiden - wenn sie sich den Gefahren denn bewusst sind. Das BSI fordert daher die Etablierung einer "IT-Sicherheitskultur". Und wenn es nach dem Branchenverband BITKOM ginge, müsste der sichere Umgang mit dem Internet auf den Stundenplan aller Schüler. Die wachsende Internet-Gesellschaft soll schließlich ihre neuen Mitglieder nicht gleich wieder verschrecken.