Nachdem vier Verhandlungsrunden im Tarifstreit bei der Deutschen Telekom erfolglos waren, soll nun Hamburgs Altbürgermeister Henning Voscherau als Schlichter helfen und den Streit schlichten. Das entschieden die Tarifparteien am Sonnabend.

Bonn. "Wir glauben, dass wir damit eher weiterkommen" als mit einer weiteren Runde, sagte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder bei einer Pressekonferenz in Bonn. Zuvor hatte die große Tarifkommission der Gewerkschaft die Verhandlungen offiziell für gescheitert erklärt.

VOscherau müsse innerhalb von zwölf Werktagen zu einer Empfehlung kommen müssen, darauf einigten sich die Tarifparteien. Weder Arbeitgeber- noch Arbeitnehmerseite sind jedoch an die Empfehlung gebunden. "Die Kollegen sind gegebenenfalls auch bereit, mit härteren Bandagen zu kämpfen", sagte Schröder für den Fall einer erfolglosen Schlichtung.

"Ich will nicht bestreiten, dass es den ein oder anderen Lichtblick gab", kommentierte er die am Freitagabend zu Ende gegangene vierte Verhandlungsrunde, trotzdem sei man nicht mehr weitergekommen. Die von Arbeitgeberseite gemachten Angebote weise man als "Zumutung" zurück. "Netto blieben davon noch 1,1 Prozent im Geldbeutel", erklärte Schröder. Angesichts einer Gewinnsteigerung von 160 Prozent im vergangenen Jahr ließen sich die Beschäftigten in den Servicegesellschaften nicht mit diesem mageren Plus abspeisen. Verdi fordert in der laufenden Tarifrunde 8,5 Prozent, mindestens aber 220 Euro mehr Gehalt monatlich sowie eine deutliche Anhebung der Vergütungen für Auszubildende.

"Die Telekom hat gestern sehr gute Zahlen vorgestellt", erklärte Schröder die Forderung. Das Unternehmen stehe "in der Bilanz glänzend da" und befinde sich in einer "stabilen Lage, wie sie selten war". Auf der anderen Seite hätten die Beschäftigten seit zwei Jahren keine Lohnerhöhung gehabt. "Die Beschäftigten brauchen Sicherheit", so Schröder, und die "Teilhabe an der Reallohnentwicklung".

Die Arbeitgeberseite begrüßte die Anrufung der Schlichtung grundsätzlich. Das zeige, dass auch Verdi keine Lösung auf der Straße suche sondern eher am Verhandlungstisch, sagte ein Telekom- Sprecher. Mit Voscherau sei ein hervorragender Schlichter gefunden worden.

Wenn auch die Schlichtung keine Einigung bringe, werde die Lage sehr ernst, sagte Schröder. Dann bleibe nur noch die Möglichkeit, über einen tiefgreifenden Arbeitskampf zu einer Lösung zu kommen.