Neues von den gefährdeten General-Motors-Töchtern: Der Bundeswirtschaftsminister geht in einem Fernsehinterview ins Detail zur möglichen Opel-Rettung. Dessen Aufsichtsrat will am Freitag “Grundzüge des Zukunftskonzepts“ präsentieren, beim insolventen Autobauer Saab klopfen erste Investoren an.

Stockholm/Berlin. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg macht eine mögliche Rettungsaktion für den Autobauer Opel von mehreren Voraussetzungen abhängig. Für staatliche Hilfen müssten grundsätzlich "ganz klare Kriterien angelegt werden, auf deren Grundlage wir dann entscheiden", sagte der CSU-Politiker am Montag im ZDF-Morgenmagazin.

Dazu zähle, dass das Unternehmen vor der Krise gesund gewesen sei, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für die Zukunft habe und keine Jobs zulasten anderer Arbeitsplätze gerettet würden. "Wir müssen hier ganz ganz besonnen und mit einer klaren Abwägung vorgehen", betonte Guttenberg. "Es gibt nicht das Füllhorn, das sich jetzt über das Land schütten ließe. Das wäre auch eine Versündigung an der nächsten Generation."

Guttenberg bekräftigte, eine Entscheidung über staatliche Hilfen oder eine Herauslösung von Opel aus dem Mutterkonzern GM sei noch nicht gefallen. "Wenn Mittel in irgendeiner Form fließen müssten - wofür ich jetzt noch keine Zusage geben kann - ist die zentrale Frage: Fließen die dann möglicherweise direkt in die USA, oder helfen sie innerhalb Europas oder innerhalb eines Opel-Konzerns? Das kann man auch mit einer Regierung vereinbaren", sagte der Minister.

Krisentreffen bei Opel

Opel droht nach Medienberichten in wenigen Monaten die Insolvenz, wenn kein frisches Geld ins Unternehmen kommt. Im Ringen um die Zukunft der GM-Tochter kommt der Aufsichtsrat am Freitag zu einer Krisensitzung zusammen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir bis dann deutlich weiter sind und dem Gremium auch bereits erste Grundzüge des neuen Zukunftskonzeptes präsentieren werden", sagte Opel-Aufsichtsrat Armin Schild dem "Handelsblatt".

Die Bundesregierung hat die Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzeptes zur Bedingung für eine Rettung des Rüsselsheimer Autobauers gemacht. Fieberhaft wird derzeit bei Opel an einem solchen neuen Konzept gearbeitet. "Wir brauchen jedoch für alles die Zustimmung der amerikanischen Mutter, weil sie direkt betroffen ist", betonte Schild. Er warb in diesem Zusammenhang dafür, auf dem Weg in eine neue Unabhängigkeit von Opel "auch eine Phase von staatlicher Beteiligung zuzulassen, ohne dass wir uns in ordnungspolitische Grundsatzdebatten begeben".

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles brachte für Opel ein staatliches Beteiligungsmodell wie bei Volkswagen und dem Land Niedersachsen ins Gespräch. Der Konzern müsse jedoch zunächst ein tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen: "Wir könnten uns durchaus vorstellen, uns mit einigen Anteilen zu beteiligen - aber nur als Überbrückung, das soll keine Dauerlösung sein", sagte Nahles im ARD am Sonntagabend.

Investoren klopfen bei Saab an

Für die schwedische GM-Tochter Saab gibt es nach ihrem Antrag auf Gläubigerschutz die ersten Kaufinteressenten. Saab-Chef Jan-Ake Jonsson sagte der Tageszeitung "Dagens Industri" am Sonntagabend, dass Investoren und andere Autobauer Interesse an der Opel-Schwestergesellschaft bekundet hätten.

Saab hatte am Freitag als der erste namhafte Autobauer im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise Gläubigerschutz beantragt. Auf diese Weise soll Saab saniert und ein unabhängiges und profitables Unternehmen werden, das für Investoren und Käufer interessant ist.

Zudem habe Saab die Geschäftspläne in den vergangenen Wochen deutlich nach unten korrigiert, sagte Jonsson. "Wir haben unsere Schätzungen zum Produktionsvolumen um zehn bis 15 Prozent revidiert." Die Zeitung berichtete auf ihrer Internetseite ohne Quellenangabe, dass der Plan für dieses Jahr einem Absatz von 65.000 bis 70.000 Fahrzeuge vorsehe nach 94.000 im vergangenen Jahr. In drei bis vier Jahren rechne der Konzern mit einem Verkaufsanstieg auf 150.000 Einheiten.

Saab gehört wie der deutsche Hersteller Opel zu dem in Schieflage geratenen US-Konzern General Motors (GM). Der schwedische Autobauer leidet besonders unter der weltweiten Absatzkrise, weil es eine vergleichsweise alte Modellpalette hat. Außerdem kämpft der Konzern mit Überkapazitäten und hohen Kosten.