Bei seinem wohl letzten großen Auftritt als Arcandor-Chef wirkte Thomas Middelhoff nach dem üblichen strahlenden Lächeln für die Kameras ein wenig...

Bei seinem wohl letzten großen Auftritt als Arcandor-Chef wirkte Thomas Middelhoff nach dem üblichen strahlenden Lächeln für die Kameras ein wenig nachdenklicher, als man es von ihm kennt. Zwar zog er gestern auf der Quartalspressekonferenz in Düsseldorf eine insgesamt positive Bilanz seiner vier Jahre an der Spitze des Handels- und Touristikkonzerns. Heute sei das Unternehmen in einer deutlich besseren Verfassung als zu seinem Amtsantritt. Im operativen Geschäft habe sich die Gruppe zuletzt verbessert, sagte Middelhoff. So habe die krisengeschüttelte Warenhaustochter Karstadt nach hohen Verlusten in den Vorquartalen "die Trendumkehr unter schwierigen Bedingungen geschafft." Und dem Versandhaus Quelle sei es im Weihnachtsquartal erstmals gelungen, die Umsatzeinbußen im traditionellen Kataloggeschäft durch Zuwächse im Online-Handel mehr als auszugleichen. Quelle habe die Position als Nummer drei der Internethändler in Deutschland hinter Ebay und Amazon kräftig ausbauen können.

Dennoch übergebe er den Konzern seinem Nachfolger, dem früheren Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick, zum 1. März nicht besenrein, gab Middelhoff zu. Was er meint, zeigen schon die gestern präsentierten Zahlen: Für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2008 weist Arcandor einen Verlust von 58 Millionen Euro aus. Damit schnitt der Konzern noch um 20 Millionen Euro schlechter ab als im Vorjahresquartal, was Middelhoff unter anderem mit Restrukturierungsaufwendungen erklärte. Um die Ertragswende zu schaffen, mussten die Beschäftigten im Oktober einem Lohnverzicht von 115 Millionen Euro jährlich hinnehmen.

Vor diesem Hintergrund erinnerte Middelhoff gestern noch einmal daran, dass der Konzern vor vier Jahren vor dem Aus stand. Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz holte damals den stets rastlosen Manager mit dem Sonnyboy-Image, der nach seiner Zeit als Bertelsmann-Chef (1998 bis 2002) für einen Finanzinvestor in London arbeitete, als Sanierer in das damals noch unter KarstadtQuelle firmierende Unternehmen. Middelhoff krempelte es gehörig um: Er verkaufte den Immobilienbestand für 4,5 Milliarden Euro, gab die Mehrheit an Neckermann sowie die Einzelhandelsketten SinnLeffers, Hertie und Wehmeyer ab und übernahm dafür den britischen Reiseveranstalter Thomas Cook, den man gemeinsam mit der Lufthansa hielt, nun vollständig.

Einige seiner Ziele habe er jedoch nicht erreicht, räumte Middelhoff ein. So gelang es ihm nicht, den Aktienkurs - wie angepeilt - auf mehr als 40 Euro zu treiben. Zwar kletterte die Aktie während seiner Amtszeit im Wert von neun auf 29 Euro, stürzte dann aber steil bis auf weniger als zwei Euro ab. Damit war Middelhoff nicht mehr zu halten. Als der Führungswechsel Anfang Dezember 2008 angekündigt wurde, schoss der Arcandor-Kurs vorübergehend um fast 20 Prozent in die Höhe.

Zum Abschied verringerte der trotz seiner 55 Jahre noch immer recht jungenhaft wirkende Manager den Erfolgsdruck für seinen Nachfolger: Während Middelhoff bisher für das Geschäftsjahr 2008/2009 (30. September) einen operativen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro und auch unter dem Strich eine Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht gestellt hatte, hieß es gestern nur noch, man sehe dem weiteren Geschäftsverlauf "mit vorsichtigem Optimismus" entgegen.