Vor allem die Preise für Heizöl und Sprit sanken im Januar erneut deutlich, außerdem wurden zahlreiche Lebensmittel billiger. Die verhaltene Inflation wirkt wie ein Konjunkturprogramm: Die langsamer steigenden Preise und gesunkene Spritpreise halten die Verbraucher in Deutschland weiterhin in Kauflaune.

Wiesbaden. Die Preise in Deutschland sind zuletzt so langsam gestiegen wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate lag im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 0,9 Prozent, so niedrig wie zuletzt Anfang 2004, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Vor allem die Preise für Heizöl und Sprit sanken im Januar erneut deutlich, außerdem wurden zahlreiche Lebensmittel billiger.

Das Statistische Bundesamt bestätigte seine vorläufigen Angaben von Ende Januar. Zuletzt hatte die Inflationsrate im Februar 2004 unter der Ein-Prozent-Marke gelegen bei 0,8 Prozent. Im Vergleich zu Dezember mussten die Verbraucher für ihre Lebenshaltung im Januar sogar 0,5 Prozent weniger ausgeben. Dies lag vor allem daran, dass nach den Weihnachtsferien die Preise für Flüge und Hotels wieder sinken. Aber auch Kleidung war im Januar billiger als im Monat zuvor.

Die niedrige Inflationsrate geht den Statistikern zufolge vor allem auf die sinkende Preise für Benzin, Diesel und Heizöl zurück. Heizöl war im Januar um 18,5 Prozent billiger als vor Jahresfrist, Benzin und Diesel um 14,4 Prozent. Der Ölpreis war in den vergangenen Monaten massiv gesunken. Die Preise an den Tankstellen fielen nach einem Allzeithoch im Sommer anschließend so stark, dass sie im Januar wieder deutlich unter dem Vorjahresniveau lagen. Im Vergleich zu Dezember wurden Benzin und Diesel im Januar wieder etwas teurer.

Insgesamt verbilligte sich Energie in Deutschland aber nur um 0,8 Prozent. Dies lag neben erneut höheren Strompreisen unter anderem daran, dass Gas um 20 Prozent teurer war. Gas folgt der Ölpreis-Entwicklung um einige Monate verzögert. Deshalb spiegelte der Gaspreis im Januar noch die Höchststände beim Öl im Sommer wieder. Derzeit beginnen die Gaspreise aber wieder zu sinken.

Lebensmittel kosteten im Schnitt 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch hier hat sich der rapide Anstieg damit verlangsamt. Während vor allem Süßwaren und Fleisch deutlich teurer wurden, sanken die Preise für viele Molkereiprodukte. So wurde frische Vollmilch um 16,4 Prozent billiger, der Preis für Quark fiel sogar um 22,7 Prozent. Die Supermärkte hatten zuletzt ihre Preise drastisch gesenkt. Dies war auf Kritik bei Gewerkschaften und dem Bauernverband gestoßen.

Noch im Sommer hatte die Inflationsrate in mehreren Monaten bei mehr als drei Prozent gelegen. Damals hatte unter anderem die Spekulation mit Rohstoffen die Preise für Öl und Lebensmittel explodieren lassen. Die Finanzkrise ließ diese Märkte inzwischen zusammenbrechen, weshalb auch die Verbraucherpreise wieder sanken. Dazu kommt ein statistischer Effekt: Weil die Preise schon vor Jahresfrist sehr stark gestiegen waren, sind die Zuwächse nun nicht mehr so groß. Allerdings verharren die Preise auf hohem Niveau.

Die verhaltene Inflation wirkt nach Ansicht von Komsumforschern derzeit wie ein Konjunkturprogramm: Die langsamer steigenden Preise und vor allem gesunkene Spritpreise halten die Verbraucher in Deutschland weiterhin in Kauflaune, wie die Gesellschaft für Konsumforschung vor wenigen Tagen mitteilte. Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist demnach bei den Menschen in Deutschland noch nicht angekommen. Die Angst vor Arbeitslosigkeit wird sich nach Ansicht der Konsumforscher erst zum Jahresende deutlich bei der Kauflaune auswirken.