Die Spielwarenbranche atmet ungeachtet der Rezession hörbar auf. Der beste Endspurt aller Zeiten hat ihr im vergangenen Jahr nicht nur das Weihnachtsgeschäft, sondern das gesamte Jahr gerettet. Die deutschen Hersteller sehen vor allem Absatzchancen in China und Indien.

Nürnberg. "So einen Dezember haben wir noch nicht gehabt", sagt Werner Lenzner vom Marktforschungsinstitut Eurotoys kurz vor Beginn der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg.

Sechs Prozent mehr Umsatz habe der Schlussmonat gebracht, womit klar geworden sei, dass die Branche krisenresistent ist. Im Gesamtjahr stiegen die Umsätze mit Spielwaren hierzulande um ein Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Ausverkauft und optimistisch präsentiert sich auch die Nürnberger Messe als Zugpferd der Branche. 2689 Aussteller (Vorjahr 2676) seien es diesmal, sagt Messechef Ernst Kick. Mehr passten nicht in die Hallen.

Bei Anbietern aus China, die den globalen Spielzeugmarkt zu drei Vierteln dominieren, hat er aber einen Schwund ausgemacht. Mit insgesamt 221 Firmen kommen von dort ein Fünftel weniger Aussteller. Das hängt mit dem Ringen um mehr Produktsicherheit zusammen, nachdem gefährliche Ware aus China zuletzt für spektakuläre Rückrufaktionen gesorgt hatte.

Die dortige Regierung reagierte nicht zimperlich. Von einst 8000 chinesischen Spielwarenfabriken gibt es heute nur noch die Hälfte. Der Rest sei pleite gegangen oder habe von den chinesischen Machthabern keine Exportlizenz mehr bekommen, um den Ruf des Landes zu schützen, sagt Kick.

Lieferprobleme erwarten die westlichen Markenfirmen gleichwohl nicht. Experten wie Lenzner sehen in China und Indien sogar die Absatzmärkte der Zukunft auch in der Spielwarenindustrie. In beiden Ländern leben die Hälfte aller Kinder weltweit. Der Freude über ein hierzulande einprozentiges Marktwachstum steht im weltweiten Maßstab 2008 ein Plus von über fünf Prozent auf 75,7 Milliarden Dollar gegenüber, was die Exporte zur eigentlich treibenden Kraft macht. Vor allem Osteuropa sei für die heimischen Marken derzeit lohnend.

Auf dem Heimatmarkt sei mehr als ein Verteidigen des Besitzstandes gegen die Konkurrenz der elektronischen Revolution auf Sicht kaum drin. Das hat auch Playmobil als hierzulande erfolgreichste Spielwarenmarke erkannt. Zwar seien 2008 die Umsätze zum achten Mal in Folge gewachsen, verrät Geschäftsführerin Andrea Schauer. Das achtprozentige Plus auf eine halbe Milliarde Euro ging aber nur auf Auslandsgeschäfte zurück.

In Deutschland habe Playmobil vier Prozent Umsatz eingebüßt, sei mit 8,6 Prozent Marktanteil hinter Lego aber weiter die zweitstärkste Marke am Markt. 14 Prozent Umsatzplus jenseits der deutschen Grenzen sorgten für mehr als eine Kompensation. Die Firma will mit seinen kleinen Figuren nun Schritt um Schritt den chinesischen Markt erobern.

Die Spielwarenmesse in Nürnberg beginnt heute mit der Neuheitenschau. Am Abend eröffnet Bundeskanzlerin Angela Merkel die Fachveranstaltung. Während der sechs Messetage sollen 80.000 Besucher kommen. Gezeigt werden 70.000 Neuheiten und insgesamt eine Million Produkte.