“Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“ oder “Die Milch macht's“ - mit diesen Werbesprüchen und zahlreichen Kampagnen versucht die Centrale...

Hamburg. "Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch" oder "Die Milch macht's" - mit diesen Werbesprüchen und zahlreichen Kampagnen versucht die Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) seit fast 40 Jahren, Verbrauchern einheimische Agrarprodukte schmackhaft zu machen. Mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, ist die Zukunft der Organisation fraglich geworden.

Landwirte müssen künftig ihre Produkte nach Meinung der Richter entweder privat vermarkten oder neue Wege für die gemeinsame Werbung finden. Denn laut Gericht sind die nicht freiwilligen Sonderabgaben, mit denen die Lebensmittelbetriebe und Landwirte den Absatzförderungsfonds der Land- und Ernährungswirtschaft finanzieren, verfassungswidrig. Durch die Abgabenpflicht werde seit 2002 unzulässig in die unternehmerische Freiheit eingegriffen, ihr Geld für die eigene Werbung statt für die staatliche Absatzförderung einzusetzen, so das Gericht. Das Verwaltungsgericht Köln hatte das Verfahren in Karlsruhe vorgelegt. Geklagt hatten ein Mühlenunternehmen, eine Geflügelschlachterei und ein Hühnerhalter.

Kritik an der Arbeit der CMA gab es immer wieder. Manchmal wurden Kampagnen als dümmlich oder sexistisch empfunden ("Ich mags am liebsten mit jungem Gemüse"). Aber auch Ökobauern und alternative Betriebe beschweren sich über die CMA. Sie begünstige mit ihrer Art von Vermarktung die konventionelle Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie, kritisierten sie.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, zeigte sich enttäuscht über das Urteil. "Ich bin und bleibe überzeugt, dass wir Landwirte auf den hart umkämpften Agrar- und Lebensmittelmärkten als Einzelunternehmer verloren sind, wenn wir nicht durch ein gemeinschaftlich finanziertes Netzwerk im Markt agieren können", sagte er. Die geforderten Zahlungen an die Landwirte, die Widerspruch gegen die Abgaben eingelegt haben, will der Verband aus Rückstellungen zahlen.

CMA-Geschäftsführer Markus Kraus sprach von einem "schwarzen Tag für die Landwirtschaft". Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bedauerte das Urteil. Es müsse nun geprüft werden, ob und welche Möglichkeiten blieben, auch künftig den Absatz im In- und Ausland zu fördern.

Gleichzeitig gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass die Gemüsebauern 2008 die größte Ernte seit der Wiedervereinigung eingefahren haben. Insgesamt 3,4 Millionen Tonnen Spargel, Möhren, Zwiebeln oder Erbsen wurden produziert. Die Anbaufläche erreichte mit 118 000 Hektar einen Höchststand, die Zahl der Betriebe ging dagegen zurück. "Bedeutendste" Gemüsesorte mit mehr als 21 000 Hektar Anbaufläche war der Spargel, gefolgt von Karotten, Speisezwiebeln, Weißkohl und Frischerbsen.