Umsatzeinbruch, Absatzrückgang, Produktionsdrosselung - Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking hat auf der Hauptversammlung in Stuttgart wenig gute Nachrichten zu verkünden. Der Sportwagenbauer sei auf die Krise aber vorbereitet.

Stuttgart. Die weltweite Wirtschaftskrise setzt dem Sportwagenbauer Porsche massiv zu. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2008/09 ging der Umsatz der Porsche Automobil Holding vorläufigen Zahlen zufolge um 14,3 Prozent auf rund drei Milliarden Euro zurück, wie Vorstandschef Wendelin Wiedeking am Freitag in Stuttgart bei der Hauptversammlung mitteilte.

Der Absatz sei um 27,3 Prozent auf rund 34.000 Sportwagen eingebrochen. Wiedeking kündigte weitere Produktionskürzungen und einen strikten Sparkurs an. Der Vorstandschef sagte, was das Ergebnis im ersten Halbjahr anbelange, so dürfte es im operativen Geschäft entsprechend der Absatzschwäche zurückgegangen sein.

Das Gesamtergebnis der Porsche Automobil Holding liege aufgrund der Sondereinflüsse im Zusammenhang mit dem Volkswagen-Engagement höher als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Damals habe es 1,66 Milliarden Euro betragen. Der Gewinn soll erst im März mit der Vorlage des Halbjahres-Finanzberichts veröffentlicht werden. Porsche hält an Volkswagen rund 51 Prozent der Anteile.

Erneut Kritik am VW-Gesetz

Porsche will mit einer weiteren Produktionsdrosselung auf die Absatzkrise im Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen reagieren. Man plane bis zum Beginn der Sommerpause an weiteren 19 Tagen nicht zu arbeiten. Wiedeking stellte aber klar: "Kurzarbeit oder gar Entlassungen stehen bei uns jedenfalls aktuell nicht auf der Agenda." Das Unternehmen habe ein Sparprogramm von deutlich über hundert Millionen Euro eingeleitet.

Dabei sollen unternehmensweit "alle Bereiche in den Fokus genommen, die nicht unmittelbar wertschöpfend sind beziehungsweise nicht direkt umsatzwirksam", sagte Wiedeking. "Selbstverständlich bleiben alle Projekte, die für unser künftiges Geschäft existenziell sind, von den Sparmaßnahmen unberührt." Dazu gehöre die Weiterentwicklung bestehender Modellreihen und sparsamerer Motoren.

Wiedeking äußerte erneut Kritik am VW-Gesetz. Man wolle noch im laufenden Jahr bei Europas größtem Autobauer die 75-Prozent-Schwelle erreichen, sofern die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben seien. Der Streit um die Mitbestimmung zwischen der Arbeitnehmervertretern von Volkswagen und Porsche in der neuen Holding ist offenbar weitgehend beigelegt. "Ich bin guter Dinge, dass sich schon in naher Zukunft eine einvernehmliche Lösung für die bisher noch kontrovers diskutierten Themen abzeichnen wird."

In den Aufsichtsrat der Porsche-Holding sollen dem Vernehmen nach VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, IG-Metall-Chef Berthold Huber und Audi-Betriebsratschef Peter Mosch einziehen.

Kritik an den Banken

Wiedeking sieht die Autobranche und Zulieferer angesichts der Wirtschaftskrise vor großen Herausforderungen. Selbst wenn es für Europas Autobauer noch einigermaßen erträglich werden sollte, spätestens bei den für alle Hersteller wichtigen Zulieferbetrieben werde der spürbare Absatzrückgang der US-Riesen GM, Ford und Chrysler Probleme aufwerfen - und bei dem einen oder anderen auch Überlebensprobleme. "Dann wird es ganz schnell auch unser aller Problem", warnte der Vorstandschef.

Er warf den Banken vor, die Unternehmen nicht mit ausreichend Geld zu versorgen. "Ich verlange nichts Unmögliches von den Banken." Mehr Hilfen für die Banken als das, was die Bundesregierung im Einsatz letzten Jahres unter Einsatz milliardenschwerer Steuergelder gegeben habe, könne man kaum ernsthaft fordern.

Wiedeking sagte, Porsche sei auf die Krise vorbereitet. "Wir produzieren immer ein Auto weniger als der Markt verlangt." Nach den vorläufigen Absatzzahlen wurden rund 13.500 (Vorjahr: 16.263) 911er verkauft. Von den Mittelmotor-Sportwagen wurden rund 3.900 Fahrzeuge verkauft nach 9.835 im Vorjahreszeitraum.

Vom Cayenne seien rund 16.600 Fahrzeuge nach 20.638 Stück im Vorjahreszeitraum ausgeliefert worden. In Deutschland seien im Berichtszeitraum rund 4.150 Sportwagen verkauft worden, nach 5.630 im Vorjahreszeitraum. Im wichtigsten Auslandsmarkt, den USA wurden rund 11.850 Fahrzeuge abgesetzt nach 16.209 im Vorjahreszeitraum.