Zwar werden 200.000 Wohnungen fertig, aber hauptsächlich luxuriöse – günstige bleiben Mangelware. Mieterbund warnt vor Wohnungsnot.

Berlin. Die gute Nachricht vom Wohnungsbau in Deutschland: In diesem Jahr werden mehr als 200.000 neue Wohnungen gebaut. Die schlechte Nachricht: Die Mehrzahl dieser Neubauten entsteht im Luxussegment. So lautet die Einschätzung des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Diese Entwicklung sei problematisch, sagte Verbandspräsident Axel Gedaschko am Montag in Berlin.

„Es wird viel zu wenig für die Gruppe gebaut, die wenig Einkommen hat.“ Der Wohnungsbau in Deutschland hatte mit 183.000 neuen Wohnungen bereits im vergangenen Jahr wieder angezogen nach einem Tiefststand 2009. Der GdW vertritt rund 3000 Wohnungsunternehmen, die bundesweit sechs Millionen Wohnungen vermieten. Das ist rund ein Drittel des deutschen Mietwohnungsmarktes.

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Der GdW erwartet bei seinen Mitgliedern ein Plus der Neubauinvestitionen von 25 Prozent. Bereits 2011 hatten die Investitionen in Bestand und Neubau um 7,7 Prozent oder 69 Millionen Euro angezogen. Gebaut werde vor allem in Stuttgart, München, Köln/Bonn, Hamburg, Berlin oder dem Rhein-Main-Gebiet. Für Ostdeutschland dagegen diagnostizierte Gedaschko eine „Leerstands-Pandemie“. „Hier müssten jährlich 30 000 Wohnungen abgerissen werden“, sagte der Verbandspräsident.

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Insbesondere in Ballungszentren und Groß- und Universitätsstädten dagegen werden nach Einschätzung des Deutschen Mieterbunds bis 2017 etwa 825 000 Mietwohnungen fehlen, wenn so weitergebaut werde wie bisher. „Dann werden die Mieten noch schneller steigen als bisher“, erklärte Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten. Kämen noch teure energetische Modernisierungen hinzu, „werden die Mieten für einen Großteil der Mieter in Deutschland nicht mehr bezahlbar sein“.

„Wir sanieren derzeit noch preiswerte Bestände systematisch vom Markt“, warnte auch Gedaschko. Rund 21 Prozent aller deutschen Haushalte erhielten für ihre Wohnung staatliche Unterstützung. Diese Mieter müssten aus energetisch sanierten Wohnungen oft ausziehen und würden so für die Klimapolitik bestraft. In den vergangenen elf Jahren seien die Nettokaltmieten um 14 Prozent gestiegen. Dass Wohnen so deutlich teurer werde, liege aber am Anstieg der Verbraucherpreise für Gas und Heizöl um 109 Prozent.

Am stärksten von der Steigerung der Mietpreise betroffen sind laut Mieterbund die zehn Prozent der Haushalte, die im Jahr umziehen. Oft seien dies junge Menschen, die eine Familie gründeten oder aus beruflichen Gründen den Ort wechseln oder Studenten. Siebenkotten forderte eine gesetzliche Begrenzung von Neuvertragsmieten – diese sollten die ortsüblichen Mieten um maximal zehn Prozent übertreffen dürfen. (dpa/abendblatt.de)