Angeblich plant der Konzern, von der computergestützten Nasdaq an die traditionsreiche NYSE zu wechseln. Hielten Banken Analysen zurück?

New York. Nach dem pannenreichen Börsenstart von Facebook hat das Soziale Netzwerk informierten Kreisen zufolge Gespräche über einen Umzug seiner Aktien von Nasdaq zur Konkurrenz New York Stock Exchange (NYSE) aufgenommen. Die NYSE äußerte sich zunächst nicht dazu. Der mit Spannung erwartete Beginn des öffentlichen Handels mit Facebook-Aktien am Freitag konnte wegen eines Softwarefehlers erst mit einer Verspätung von einer halben Stunde beginnen. Es habe „ganz klar Fehler“ gegeben, räumte auch Nasdaq-Chef Robert Greifeld ein.

Nach einem durchwachsenen Tag schloss die Aktie gerade einmal 23 Cent über dem Ausgabewert von Donnerstagabend. Nach einer weiteren Talfahrt am Montag und Dienstag erholte sich der Kurs am Mittwoch leicht und die Aktie schloss mit einem Preis von 32 Dollar.

Wegen des verpatzten Börsenstarts geraten Facebook und seine Partner auch juristisch unter Druck. Medienberichten zufolge reichten drei US-Investoren am Mittwoch bei einem Bundesgericht in Manhattan Klage gegen das soziale Online-Netzwerk sowie die Banken ein, die den weltgrößten Börsengang eines Internetunternehmens eingefädelt hatten. Auslöser seien Berichte gewesen, die Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs hätten unvorteilhafte Änderungen an Analysen zu Facebook nur unzureichend veröffentlicht, meldete das „Wall Street Journal“.

Aus demselben Grund leitete die Aufsichtsbehörde der Finanzindustrie (FINRA) eine Untersuchung ein. Die Angelegenheit bereite „aus Regulierungssicht Sorge“, sagte FINRA-Chef Rick Ketchum. Die US-Börsenaufsicht SEC kündigte ebenfalls Untersuchungen an. Es gebe viele Gründe, den Märkten und ihrer Funktionsweise zu vertrauen, sagte SEC-Chefin Mary Schapiro. „Aber es gibt einige Probleme, die wir uns anschauen müssen, vor allem im Zusammenhang mit Facebook.“

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Unterdessen kündigte der Bankenausschuss im US-Senat an, den hoch gehandelten Börsenstart von Facebook unter die Lupe nehmen zu wollen. Hintergrund sind Anschuldigungen, wonach bestimmte Kunden von der mit dem Börsenstart vertrauten Bank eine negative Bewertung des sozialen Netzwerks bekommen hätten.

Die Talfahrt des Aktienkurses bis einschließlich Dienstag hatte bei Investoren ernste Fragen über den Wert des Unternehmens aufgeworfen. Der Kurs war am dritten Handelstag um weitere 8,55 Prozent oder 2,91 Dollar auf einen Schlusswert von 31,12 Dollar (24,44 Euro) abgestürzt. Im Vergleich zum Ausgabekurs von 38 Dollar am Donnerstag ist das ein Verlust von über 18 Prozent. Lag der Börsenwert des Unternehmens am Freitag noch bei 104 Milliarden Dollar, so betrug er am Dienstag noch rund 85 Milliarden Dollar. Der Suchmaschinenbetreiber Google ist fast 200 Milliarden Dollar wert.

Das Börsendebüt ist zumindest mit Blick auf die ersten drei Handelstage das miserabelste für ein Unternehmen dieser Größenordnung in den vergangenen fünf Jahren. Das geht aus Daten des US-Anbieters Dealogic hevor, die das „Wall Street Journal“ veröffentlichte. Unter den 24 Börsengängen seit 2007, die jeweils über eine Milliarde Dollar einsammelten, hätten nur acht die ersten drei Tage in der Verlustzone geendet und keines so tief wie Facebook.

Morgan Stanley als Konsortialführer für das Facebook-Aktiendebüt teilte nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit, man habe sich so verhalten wie bei anderen Börsengängen auch. Vorschriften seien dabei nicht verletzt worden, betonte die Investmentbank. (dpa)