Diskussion um den Fluglärm beherrscht auch die Hauptversammlung. Geschäft wächst derzeit nur noch langsam, aber der Ausbau ist im Plan.

Frankfurt/Main. Die Aktionäre des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport wurden schon vor der Tür mit ohrenbetäubendem Lärm begrüßt. Rund hundert Demonstranten machten am Freitag vor der Frankfurter Jahrhunderthalle klar, dass bei der Hauptversammlung erneut um das Thema Fluglärm kein Weg herumführen würde. Fraport-Chef Stefan Schulte nahm das Thema offensiv an, bekannte sich zum Nachtflugverbot, versicherte den Anwohnern sein Mitgefühl und erläuterte die geplanten Maßnahmen zum aktiven und passiven Schallschutz.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Frank Kaufmann hielt dagegen: Es nütze den Menschen nichts, wenn moderne Flugzeuge zwar leiser werden, dies aber sofort durch zusätzliche Flugbewegungen wieder zunichte gemacht werde. Der Ausbau des Flughafens mit der vierten Bahn sei offensichtlich ein Fehler gewesen, der zunächst überspannte Bogen nun gebrochen. „Wir wollen in dieser Region nachts schlafen können.“ Die Aktionärin und SPD-Politikerin Uli Nissen forderte den Fraport-Vorstand auf, in die Einflugschneise auf den Sachsenhäuser Berg umzuziehen.

+++ Fraport kappt wegen Streikgefahr Passagierprognose +++

Der vom Land Hessen (31,49 Prozent) und der Stadt Frankfurt (20,11 Prozent) beherrschte M-Dax-Konzern steckt mitten in einem gewaltigen Investitionsprogramm zum Ausbau des größten deutschen Drehkreuzes. Wichtigstes Element ist die im Oktober 2011 eröffnete vierte Bahn, ein drittes Terminal mit einer Kapazität von 25 Millionen Passagieren ist fest geplant. Die Nettoschulden der Fraport wuchsen 2011 auf 2,6 Milliarden Euro und sollen planmäßig 2015 mit 4 Milliarden Euro ihren Höhepunkt erreichen.

Keine Probleme bereitet laut Schulte der laufende Ausbau der bestehenden Terminals. Der Flugsteig A-Plus, der vor allem für große Interkontinentalflieger vorgesehen ist, werde planmäßig am 10. Oktober dieses Jahres in Betrieb genommen, erklärte Fraport-Chef Schulte. Noch im Mai sollen die beweglichen Fluggastbrücken vom TÜV abgenommen und in Betrieb genommen werden. Weitere Abnahmen seien in den kommenden Monaten geplant. In dieser Woche hatte der neue Berliner Flughafen wegen technischer Probleme seinen Eröffnungstermin verschieben müssen.

Geschäftlich kündigte Schulte seinen Anteilseignern nur operative Steigerungen an. Unter dem Strich werde sich der Konzerngewinn 2012 erneut auf dem Vorjahreslevel von 240 Millionen Euro bewegen, während das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um mindestens 5 Prozent wachsen soll. Vorstand und Aufsichtsrat empfahlen für 2011 eine unveränderte Dividende von 1,25 Euro, was zu einer Ausschüttung von rund 115 Millionen Euro führt.

+++ Nachtflüge verboten - Protest gegen Fluglärm geht weiter +++

Für das Gesamtjahr 2012 wird die Gesamtzahl der Passagiere von zuletzt rund 56 Millionen nur noch um weniger als vier Prozent wachsen, lautet die Prognose. Das wurde durch die Verkehrszahlen für April gestützt. Das Unternehmen zählte 4,8 Millionen Fluggäste und damit 2,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie Fraport am Freitag mitteilte. In den ersten drei Monaten hatte der Zuwachs trotz streikbedingter Flugausfälle noch 3,5 Prozent betragen.

Bei der Luftfracht ging es weiter abwärts. In Frankfurt wurden im April knapp 171 000 Tonnen Fracht und Luftpost abgefertigt, ein Rückgang um 10,5 Prozent. Rund die Hälfte des Rückgangs führte Schulte auf das seit Oktober geltende Nachtflugverbot zurück. Hauptnutznießer sei der Flughafen Amsterdam.

Für das erste Quartal hatte Fraport am Mittwoch unter anderem wegen des ausgedehnten Vorfeldstreiks im Februar einen Gewinneinbruch um 37 Prozent auf 16 Millionen Euro vermeldet. Der Konzernumsatz soll von 2,4 Milliarden auf mehr als 2,5 Milliarden Euro steigen.