Das neue Yahoo Mail habe die Beta-Testphase erfolgreich durchlaufen und werde nun schrittweise für 284 Millionen Nutzer weltweit freigeschaltet.
München/London. Yahoo hat in Deutschland 5,3 Millionen Anwender und zählt damit auch hierzulande zu den führenden E-Mail-Diensten. Es sollen deutlich mehr werden -nun plant die Firma, Onlinedienste in ein neues Mail-Programm zu integrieren. Mit einer Neuauflage seines E-Mail-Programms "Yahoo Mail" will der Onlinedienst künftig Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Fotodienste wie Picasa und Flickr mit der persönlichen Kommunikation via Mail oder Messenger zusammenführen. Das neue Yahoo Mail habe die Beta-Testphase erfolgreich durchlaufen und werde nun schrittweise für 284 Millionen Nutzer weltweit freigeschaltet, sagte Yahoo-Manager Mark Drasutis am Dienstag.
In der Neuauflage von Yahoo Mail können die Anwender über eine neue Antwortbox "Quick Reply" direkt auf alle Mails und Benachrichtigungen von Facebook, Twitter oder Yahoo Groups antworten. Eine Diashow-Funktion ermöglicht es, sich direkt in der Mail-Ansicht Fotos und Videos von Seiten wie Flickr, Picasa und Youtube anzusehen. Unter dem neuen Reiter "Updates" können Nutzer direkt über ihre Inbox auf Onlinedienste wie Twitter, Facebook und Zynga zugreifen und Neuigkeiten austauschen.
Mit einem quasi unbegrenzten Speicherplatz bräuchten die Anwender künftig nicht nur ihre E-Mails nie wieder zu löschen, sondern könnten naben den Mails auch ihre Kommunikation im Instant Messenger dauerhaft archivieren, sagte Andrew Molyneux, Senior Product Marketing Manager für Yahoo Mail. "Wer seine Chats nicht aufheben möchte, kann diese Archiv-Funktion natürlich auch deaktivieren."
Erleichtern möchte Yahho auch das Versenden von großen Dateien, die manchmal die Adressaten nicht erreichen, weil die Mailbox des Empfängers bereits zu voll ist oder das Mailkonto keine großen Dateien empfangen darf. Im Programmbereich von Yahoo Mail, in dem derzeit schon das Anwendungen wie das Bildbearbeitungsprogramm Picnic zu finden sind, werde demnächst auch "YouSendIt"zur Verfügung stehen. Mit "YouSendIt" könnten Dateien mit einer Größe bis 100 Megabyte sicher versandt werden. Dabei wird platzsparend nur ein Link übertragen, mit dem der Empfänger die Datei aus dem Netz herunterladen können.
Ohne Zutun der Anwender wird Yahoo Mail irgendwann in den kommenden Monaten auf die neue Version umgestellt. Wer aktiv auf die neue Version wechseln möchte, kann dies unter http://overview.mail.yahoo.com/ von sofort an tun.
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Es sind Zahlen, die schwindelig machen. 8,5 Milliarden Dollar zahlt Microsoft jetzt für die Übernahme von Skype. Für einen Dienst, der Telefonate kostenlos oder für ein paar Cent über das Internet anbietet - und bis heute keinen Gewinn abwirft. Zugleich buhlen Facebook und Google mit bis zu zehn Milliarden Dollar um den Gratis-Kurznachrichtendienst Twitter. Facebook selbst wird mit atemberaubenden 50 Milliarden Dollar gehandelt, das ist doppelt so viel wie der Börsenwert des Industrieriesen ThyssenKrupp. Die Marke Google bewerten Experten mit der unvorstellbaren Summe von 111 Milliarden Dollar - die Suchmaschine ist damit nach Apple die zweitteuerste Marke der Welt. Im Web-2.0-Monopoly um junge, coole Internetfirmen werden derzeit wieder Rekordpreise geboten.
Microsoft heizt die Übernahmeschlacht mit seinem neuesten Zukauf weiter an. Der Windows-Konzern zahlt mit 8,5 Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro) mehr als dreimal so viel wie einst Ebay, das den Dienst vor sechs Jahren für "nur" 2,6 Milliarden Dollar erworben hatte. Es ist der bisher größte Zukauf von Microsoft in der 36-jährigen Firmengeschichte. Möglicherweise ist der Preis auch das Ergebnis eines Bieterwettstreits: Zuletzt hatte es Berichte über Gespräche von Skype mit Google und Facebook gegeben.
Die hohen Preise erinnern an die Internetblase von vor zehn Jahren, die New-Economy-Helden gebar, welche auf Wirtschaftskonferenzen aufgeregter umlagert wurden als die Chefs von Siemens oder Daimler. "Ich würde heute noch nicht von einer Blase sprechen, immerhin können die Internetunternehmen bewährte Geschäftsmodelle vorweisen", beurteilt Haspa-Analyst Marco Günther die aktuelle Situation in der IT-Szene. Als risikoarm bewertet der Finanzexperte die Milliarden-Investments in die Internetunternehmen allerdings auch nicht. "Die Firmen haben keine lange Historie - wie sie sich im Auf und Ab der Konjunkturzyklen schlagen, kann heute noch niemand sagen", sagte Günther dem Abendblatt.
Vorteil für die Anleger: Die meisten der Internetfirmen sind noch gar nicht an der Börse. Wenn Facebook, der Gutscheinanbieter Groupon oder Twitter straucheln, rauschen nicht noch einmal ganze Börsensegmente in die Tiefe, lediglich einige Kapitalgeber müssten sich bei der Zweityacht oder anderen kostspieligen Hobbys einschränken.
Für Microsoft ist der Skype-Deal ein strategisches Investment: Konzern-Chef Steve Ballmer, der das meiste Geld nach wie vor mit dem Betriebssystem Windows und den Office-Büroprogrammen verdient, versucht schon seit Jahren, mit Milliarden-Investitionen neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Die Verkäufe von klassischen Computern gehen zurück, und im wachsenden Markt der Smartphones und Tablet-PC hat Microsoft den Anschluss verpasst.
Auch im Internet versucht der Softwarekonzern aus Redmond schon lange, Anschluss an Google zu finden - inzwischen im Tandem mit Yahoo. Vor einigen Jahren war der Unmut sogar schon so groß, dass Microsoft Yahoo für fast 50 Milliarden Dollar kaufen wollte. Zuletzt konnte Microsofts Suchmaschine Bing dem Rivalen Google zwar einige Prozentpunkte Marktanteil abringen. Doch für diesen kleinen Erfolg musste Microsoft teuer bezahlen, wie die Geschäftszahlen zeigen.
Mit Skype kauft Microsoft zwar einen Dienst, der 2010 noch sieben Millionen Dollar Verlust erlitt. Doch das wachsende Interesse an Internetfirmen ist kein Zufall. Zu Zeiten des New-Economy-Crashs 1999 gab es weltweit 150 Millionen Internetnutzer, heute surfen 1,8 Milliarden Menschen im Netz und bieten ein attraktives Publikum für Werbetreibende. Angesichts eines solchen Kundenpotenzials erreichen viele Internetfirmen die Gewinnschwelle viel schneller als vor zehn Jahren und sind damit begehrte Übernahmekandidaten, aber auch potente Käufer: Insbesondere die etablierten Unternehmen haben zuletzt so viel Geld verdient, dass die Gesellschafter auf Investitionen drängen. Google hat 33 Milliarden Dollar Bargeld für Zukäufe angehäuft, aber auch bei Apple oder Hewlett-Packard steigt das Fusionsfieber. Die Übernahmeschlacht wird weitergehen.