Das mobile Internet macht es möglich - und zwar zu immer niedrigeren Preisen. Flatrates kosten weniger als fünf Euro. Die Kunden freut es.
Hamburg. Ganz ohne fühlen sich viele nackt. Jeder Zweite der 59 Millionen Handynutzer in Deutschland geht nie ohne Mobiltelefon aus dem Haus, wie eine Studie des IT-Verbands Bitkom belegt. Kein Wunder, schließlich sind vor allem die modernen Smartphones längst mehr als ein Statussymbol. Sie fungieren als Kommunikationszentrale, Wegweiser, Einkaufshelfer, Musikquelle und Alleinunterhalter zugleich.
Das mobile Internet macht es möglich - und zwar zu immer niedrigeren Preisen. "Mit der Smartphone-Welle, die momentan durch Deutschland schwappt, werden die Tarife kontinuierlich günstiger", sagt Harald Wenke, Mobilfunkexperte beim unabhängigen Vergleichsportal Check24. "Die Kunden bekommen immer mehr für ihr Geld."
Anfang Mai hat der Hamburger Mobilfunkanbieter Blau die bisherigen Tiefpreise bei Flatrates im mobilen Internet noch einmal unterboten. Kunden der E-Plus-Tochter erhalten nun eine Datenflatrate für nur 4,90 Euro pro Monat. Bei Erreichen der 100-Megabyte-Grenze wird die Geschwindigkeit allerdings auf unkomfortables GPRS-Niveau gedrosselt. Der Kunde kann damit zwar weitersurfen und muss auch nicht mehr bezahlen, die Daten fließen bis zum nächsten Monatsbeginn aber deutlich langsamer. Dieser Tarif für "mobile Gelegenheitssurfer" gehöre zu den "attraktivsten Angeboten im Mobilfunkmarkt", heißt es stolz aus der Blau-Firmenzentrale im Schanzenviertel.
Zumindest in Anbetracht des Preises ist das unumstritten. Es gibt zwar noch günstigere Datenoptionen von Prepaidanbietern, die unter vier Euro pro Monat liegen. Dabei ist das Surfen mit dem Handy aber nur bis zu einer bestimmten Datenmenge kostenlos. Bei Überschreiten dieser Grenze wird jedes einzelne Megabyte mit Beträgen zwischen 24 und 49 Cent berechnet. Experten halten diese Modelle für riskant. "Das Datenvolumen und damit die Kosten sind im mobilen Internet nur schwer vorherzusagen", sagt Branchenkenner Wenke. "Oft wissen Kunden gar nicht, was ihr Smartphone im Internet so treibt." Ein Beispiel sei die Facebook-App für Handys, die sich mehrmals pro Stunde selbstständig und unbemerkt in das soziale Netzwerk einlogge, um neue Nachrichten zu empfangen.
Dass mit Blau, Simyo und Base ausgerechnet E-Plus-Töchter die günstigsten Flatrates anbieten, dürfte kein Zufall sein. Denn während die Netze von Telekom, Vodafone und O2 laut Check24 bereits Geschwindigkeiten jenseits der 7200 Kilobit pro Sekunde unterstützen, arbeite E-Plus noch an der flächendeckenden Einführung von 3600 Kilobit pro Sekunde. Da müssen die Kunden anders angelockt werden. "Im umkämpften Mobilfunkmarkt lassen sich Marktanteile im Wesentlichen über den Preis gewinnen", sagt Wenke. Und der sei beim mobilen Internet sicherlich noch nicht auf dem tiefsten Stand angekommen. "Das dürfte eine ähnliche Entwicklung nehmen wie bei den Kosten für Handygespräche, die in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind."
Dennoch gilt die mobile Datenübertragung als Wachstumstreiber der Handybranche. Die Zahlen sind gigantisch: Die in deutschen Mobilfunknetzen gesendete Datenmenge hat sich 2010 laut Bitkom auf 70 Millionen Gigabyte mehr als verdoppelt - das entspricht dem Inhalt von rund 15 Millionen DVDs. Auch die Zahl der Handysurfer hat sich verdoppelt, neun Millionen Deutsche gehen mit dem Telefon ins Netz. So lautet die Prognose, dass der Umsatz mit mobilen Diensten in diesem Jahr um zwölf Prozent auf sieben Milliarden Euro steigen wird.
Parallel zu diesem Boom wächst aber auch die Zahl der Anbieter und Tarife. Branchenkenner warnen vor einem regelrechten Tarifdschungel: "Nicht alle Anbieter machen es ihren Kunden leicht, die Konditionen auf den ersten Blick zu erkennen", sagt Jürgen Scheurer vom Vergleichsportal Verivox.
Handynutzer, die einen Datentarif fürs Surfen mit dem Smartphone suchen, sollten sich deshalb ihr Telefonierverhalten vor Augen führen. Wer das mobile Internet an weniger als vier Tagen pro Monat nutzen will, surft am günstigsten mit Tagespauschalen. Allen anderen, die sich öfter einloggen, empfiehlt sich eine kurzfristig kündbare Monatsflatrate mit nicht zu geringem Datenvolumen fürs schnelle Internet.
Als Richtwert nennt Check24 folgende Zahlen: Das reine Surfen auf Nachrichtenportalen oder Shoppingseiten koste etwa ein Megabyte pro Minute. Wer sich Videos auf Plattformen wie YouTube ansieht, nutzt zwei Megabyte pro Minute. Wer Bilder oder MP3-Dateien per E-Mail verschickt, muss mit etwa vier Megabyte pro Anhang rechnen. Ein Datenvolumen von 100 Megabyte brauchen demnach selbst Gelegenheitssurfer.