Arbeitgeber und Gewerkschafter prinzipiell einig. Höhe des Entgelts ist aber noch umstritten
Hamburg. Unabhängig von den aktuellen Tarifauseinandersetzungen im deutschen Einzelhandel steuert die Branche derzeit auf einen Mindestlohn zu, der das Los Hunderttausender Geringverdiener entscheidend verbessern könnte. "Wir sind uns prinzipiell mit den Arbeitgebern einig, dass wir ein solches Instrument brauchen, um Dumpinglöhne zu verhindern", sagte die Sprecherin der Gewerkschaft Ver.di, Cornelia Haß, gestern dem Abendblatt.
Auch der Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Heribert Jöris, sprach sich für ein tarifliches "Basisentgelt" aus. In der Vergangenheit habe es immer wieder Fälle gegeben, in denen sich einzelne Unternehmen mit Niedriglöhnen einen unlauteren Vorteil verschafft hätten, sagte er. Der HDE lehne lediglich einen gesetzlichen Mindestlohn über alle Branchen hinweg als zu unspezifisch ab.
Derzeit sind nur 51 Prozent der Einzelhandelsunternehmen im Westen und 29 Prozent der Firmen im Osten Deutschlands tarifgebunden. Vor allem Billigketten wie der Textildiscounter Kik oder große Drogeriemarktketten waren in den vergangenen Jahren durch niedrige Löhne und eine schlechte Behandlung der Mitarbeiter immer wieder in die Schlagzeilen geraten.
Beide Seiten gehen davon aus, dass es in der zweien Jahreshälfte, unmittelbar nach Abschluss der aktuellen Tarifrunde, zu einer Vereinbarung über den Mindestlohn kommen könnte. Allerdings liegen die Vorstellungen über die Höhe des Entgelts noch deutlich auseinander.
Der HDE würde gern die untersten Tarifentgelte der Branche, die derzeit durchschnittlich bei 7,80 Euro liegen, als Grundlage für das Basisentgelt verwenden. Die Gewerkschaft peilt hingegen einen deutlich höheren Lohn an. "Der Mindestlohn sollte sich in Richtung zehn Euro die Stunde bewegen", sagte Ver.di-Sprecherin Haß.
In der aktuellen Tarifrunde fordert Ver.di in Hamburg eine generelle Lohnerhöhung von 120 Euro im Monat und will außerdem eine gleiche Bezahlung von Leiharbeitern durchsetzen. Die Arbeitgeber haben aber nur eine Gehaltssteigerung von 1,5 Prozent und eine Einmalzahlung in Höhe von 180 Euro angeboten.
Weil sich in diesen Gesprächen bislang keine Einigung abzeichnet, soll es noch in dieser Woche zu einem eintägigen Streik in der Hansestadt kommen. Wann genau dieser stattfinden wird, hält die Gewerkschaft aus taktischen Gründen aber noch geheim.