Deutsche Wirtschaft so stark wie vor der Krise. Umschlag im Hafen legt um 18 Prozent zu

Hamburg. Die Hamburger Wirtschaft profitiert massiv vom weltweiten Aufschwung. Vor allem die beiden zentralen Branchen - Luftfahrt und Hafen - wachsen wie selten zuvor. Wie am Freitag bekannt wurde, werden allein im laufenden Jahr 800 neue Arbeitsplätze beim Flugzeughersteller Airbus auf Finkenwerder geschaffen. Und im Hafen ist der Containerumschlag nach Abendblatt-Informationen in den ersten drei Monaten um 18 Prozent auf 2,1 Millionen Standardcontainer (TEU) gestiegen, beim Terminalbetreiber HHLA betrug die Zunahme sogar 32 Prozent.

Auch bundesweit läuft die Konjunktur auf Hochtouren. Im ersten Quartal legte die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich so stark zu wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Die Statistiker berechneten einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von inflationsbereinigt 5,2 Prozent. Damit ist das Vorkrisenniveau von Anfang 2008 wieder überschritten.

"Wir fahren die Produktion für alle Airbus-Typen hoch und benötigen darüber hinaus Mitarbeiter für unsere neuen Modelle", sagte Joachim Sauer, Personalchef von Airbus Deutschland, dem Abendblatt. Der Flugzeugbauer sucht vor allem Ingenieure für die Entwicklung, Projektmanager und Personal für den Kundenservice. Derzeit produziert Airbus im Monat 36 Flieger der A320-Familie, die meisten davon in Hamburg. Ab 2012 will das Unternehmen die Zahl auf 40 erhöhen. "Und wir denken darüber nach, auch diese Produktionsrate noch zu steigern", sagte Sauer. Zudem plant Airbus gerade den sparsamen A320 Neo sowie den Langstreckenflieger A350 und ist kurz vor der Zulassung des Militärtransporters A400M. Neben Hamburg profitieren auch die Werke in Stade und Bremen von der guten Geschäftslage und den neuen Projekten. An beiden Standorten werden zusammen 200 weitere Stellen im laufenden Jahr geschaffen.

Doch nicht nur die Unternehmen der Luftfahrtbranche und im Hafen können optimistisch in die Zukunft blicken. "Die gesamte Hamburger Wirtschaft profitiert von dem kräftigen Aufschwung und wird ähnlich stark wachsen wie ganz Deutschland", sagte der Konjunkturchef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Michael Bräuninger, dem Abendblatt. Das HWWI wolle seine Prognose für Deutschland von derzeit 2,5 Prozent auf mehr als drei Prozent anheben. Ein Problem für die Unternehmen könnte nach Bräuningers Auffassung aber der zunehmende Fachkräftemangel werden.

Die EU sieht Deutschland als Konjunkturlokomotive in Europa. So sagt die Kommission für die Bundesrepublik ein Wachstum von 2,6 Prozent voraus, EU-weit dürften es 1,8 Prozent werden. Auch beim Abbau des Staatsdefizits kommt die Bundesregierung schneller voran, als Brüssel noch vor sechs Monaten erwartet hatte. Die Neuverschuldung wird demnach 2011 auf zwei Prozent und 2012 auf 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zurückgefahren.

Allerdings ist der Aufschwung hierzulande durch die Schuldenlast in vielen europäischen Ländern bedroht. "Die Euro-Krise birgt ein erhebliches Potenzial für konjunkturelle Abstürze. Sollte Griechenland pleitegehen, droht eine neue Finanzmarktkrise", sagt Bräuninger. Am Montag treffen sich die Finanzminister, um über die prekäre Finanzlage Athens zu beraten.