Nach der Kaffeekapsel bitte einen Tee: Nestlé will an den Erfolg von Nespresso anknüpfen und nun auch den Tee-Markt revolutionieren. Der Schweizer Lebensmittelgigant stellte in Paris seinen dafür entwickelten Tee-Bereiter vor. Tropfende Teebeutel sollen damit der Vergangenheit angehören.

Kaffee hat Nestlé bereits in Kapseln verpackt, jetzt folgt Tee: Der Schweizer Lebensmittelkonzern hat eigens einen neuen Teebereiter entwickelt, mit dem der Kunde künftig das Getränk aus der neu entwickelten Teekapsel aufgießen – tropfende Teebeutel oder gar loser Tee sollen damit der Vergangenheit angehören.

Das Konzept, das auf dem Nespresso-Prinzip beim Kaffee basiert, soll im September in Frankreich auf den Markt kommen. Sollte es erfolgreich sein, will der Konzern Teetrinker in anderen europäischen Ländern sowie in Russland, China, der Türkei und den USA. Special. T – so der Name der Teezubereitungsmaschine, die von der Form an einen stilisierten japanischen Fächer erinnert und um die 89 Euro kosten soll – funktioniert ähnlich wie die Nespresso-Maschinen. Der Tee ist in Aluminiumkapseln dosiert, der Apparat kalkuliert je nach Sorte die nötige Wassertemperatur und wie lange der Tee ziehen muss.

Nestlé will dafür 25 verschiedene Tee-Sorten anbieten. Zunächst sollen die Kapseln nur im Internet vertrieben werden, für 3,50 Euro je Zehnerpack. Der Tee soll im Luxussegment angeboten werden. Hochwertige lose First-flush-Darjeelings kosten etwa 7,50 Euro für zehn Tassen.

Chinesische Spitzen-Blatt-Tees sind in der Regel noch teurer, erfordern aber auch eine gewisse Zeremonie beim Zubereiten. Lose Tees machen aber nur einen kleinen Teil des Marktes aus. Doch so einfach wie beim Kaffee dürfte es für Nestlé nicht werden, den weltweit auf 25 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) geschätzten Tee-Markt aufzurollen. Denn der ist bisher fest in Händen anderer Großkonzerne.

So kommt der britisch-niederländische Lebensmittelgigant Unilever (Lipton) auf einen Marktanteil von 15 Prozent, Associated British Foods (Twinings) auf sechs Prozent, gefolgt von Dilmah aus Sir Lanka und Tata aus Indien (Tetley). Nestlé ist zwar weltweit die Nummer Eins der Lebensmittelbranche, hat jedoch bisher außer Eistee-Softdrinks keinen Tee im Programm.

Zudem kaufen die meisten Verbraucher ihren Tee in günstiger Beutelform im Supermarkt. In Frankreich etwa, wo mit Tee pro Jahr schätzungsweise 500 Millionen Euro umgesetzt werden, liegt der Marktanteil der Teebeutel bei 86 Prozent. Die Franzosen konsumieren 250 Gramm Tee jährlich pro Kopf, Polen und Russen dagegen je ein Kilogramm, die Briten drei Kilogramm.

Mit Nespresso feierte Nestlé in Frankreich bisher Erfolge. Der Umsatz legte 2009 um 22 Prozent auf umgerechnet 1,95 Milliarden Euro zu. Die Kaffeemarke wird ausschließlich in eigenen Boutiquen und im Internet angeboten. Allein in Frankreich, wo Nespresso auf den Pariser Champs-Elysée einen edlen Laden betreibt, werden jährlich fast 500 Millionen der Kaffee-Kapseln verkauft, weltweit zwischen sechs und sieben Milliarden.

Quelle: Welt Online