Hamburg/Filsum. Er war der “Knochenbrecher“, der XXL-Ostfriese: TV-Star Tamme Hanken starb im Alter von 56 Jahren. Sondersendungen im Fernsehen.
80 Folgen hat allein der NDR mit ihm gedreht und gesendet, in Norddeutschland war er, wie man so schön sagt, bekannt wie ein bunter Hund: Der „XXL-Ostfriese“ Tamme Hanken ist tot. Am Montag erlag der 56-Jährige völlig überraschend einem Herzversagen, wie die Filmproduktion Dreiwerk Entertainment in Köln mitteilte.
Hanken ist einer der wenigen Fernsehstars, die sich selbst erschaffen haben. Der Landwirt und „Knakenbreker“ hatte das Konzept seiner Doku-Soap selbst entwickelt und 2007 dem NDR angeboten. Der Sender griff zu und sollte diesen Griff nie bereuen. Die Zuschauerzahlen stiegen kontinuierlich an. Der „Knakenbreker“ (ostfriesisch für „Knochenbrecher“) kurierte mit bloßen Händen Vierbeiner – zumeist Pferde und Hunde. Er zog ihnen die Hinterbeine lang und garnierte diese auf den ersten Blick nicht sonderlich faszinierende Tätigkeit mit allerlei launigen Sprüchen. Gelernt hatte er diese ostfriesische Spezialität von seinem Großvater. Der Filsumer bezeichnete es als besondere Feinfühligkeit, als Gabe, heilen zu können.
Tamme Hanken war als Knochenbrecher das Kontrastprogramm zur Champions League
Tamme Hankens Publikum waren die über 60-Jährigen. Viele Frauen schalteten ein, besonders dann, wenn zeitgleich Champions-League-Spiele im Fernsehen liefen. Er guckte XXL-Fußball, sie guckte den XXL-Ostfriesen. Den Zuschauern gefiel, dass der 2,06-Meter-Riese aus Filsum eine Vorliebe für deftige Fleischgerichte hatte und mit Frauen in altväterlicher Art zu schäkern beliebte. Sein „Schätzelein“ war weithin bekannt – und galt Pferden wie Frauen gleichermaßen.
Doch der XXL-Ostfriese, der seine 140 Kilogramm Lebendgewicht in eine große Portion Gemütlichkeit umzuwandeln verstand, war zugleich auch knallharter Geschäftsmann. Beim NDR erzählt man sich, dass Hanken stets allein entschied, welche Szene gesendet wurde und welche nicht. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagte er 2013, beim Fernsehen hätten sie ihm damals gesagt, seine Sendung könnte vielleicht vier Jahre lang laufen, dann sei das Publikumsinteresse erlahmt. 2013 – da ging Hanken bereits ins siebte Jahr. „Keiner hat damit gerechnet, dass das so gut ankommt“, sagte er damals. Es klang stolz.
"Weiß ich denn, ob ich morgen die Augen wieder aufkriege?"
Von Widerständen ließ er sich nicht irritieren. In Fachkreisen war seine Art der Pferdebehandlung durchaus umstritten. Kritiker behaupteten, die Arbeit des „Knochenbrechers“ sei bestenfalls nutzlos. Hanken sah das natürlich ganz anders. Und ärgerte sich über Menschen, „die sich erdreisten, mich anzugreifen, ohne mich überhaupt zu kennen“.
Ein Ende war damals nicht abzusehen. Ein Ende war auch bis Montag nicht abzusehen. Hanken war gut im Geschäft. Er drehte für den NDR, für Kabel eins, er war beliebter Gast in Talkshows. „Ich beschäftige mich grundsätzlich nur mit den Dingen, die anliegen“, sagte er 2013 dem Abendblatt. „Ich lebe. Weiß ich denn, ob ich morgen die Augen wieder aufkriege?“ Man kann sich Hanken und seinen Gleichmut gut im Himmel vorstellen. Zum lieben Gott wird er „Schätzelein“ sagen, und er wird sicher der Meinung sein, dass ein guter „Knakenbreker“ auch da oben gute Dienste leisten kann – falls mal jemand „Rücken“ hat.
Trauer bei Twitter: "Der Pferdegott"
Bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden der Todesnachricht reagierten Fans in sozialen Netzwerken mit Bestürzung auf den Tod des „norddeutschen Originals“. Eine Twitter-Nutzerin schrieb: „Tamme Hanken war ein Pferdegott und unterhaltsamer Mensch. So traurig.“ Auf Facebook postete ein Fan: „Jetzt kannst du den Engeln die Flügel einrenken.“
Beim NDR wurde die Nachricht vom Tod Tamme Hankens mit großer Bestürzung aufgenommen. NDR-Intendant Lutz Marmor sagte: „Tamme Hanken war ein typischer Ostfriese – frei im Geist, dem Leben zugewandt, unabhängig, neugierig auf Mensch, Tier und Natur, dabei friesisch herb und urkomisch. Er wird uns fehlen.“
Sondersendungen für Tamme Hanken
Das NDR-Fernsehen will an diesem Mittwoch ab 20.15 Uhr an Hanken erinnern. Der Abend beginnt mit „Unvergessen – Tamme Hanken. Erinnerungen an den XXL-Ostfriesen“. Um 21 Uhr folgt die erste Folge der Doku-Soap. Am kommenden Sonnabend zeigt der NDR ab 21.45 Uhr eine „Lange Nacht zur Erinnerung an Tamme Hanken“.
Diese Persönlichkeiten sind 2016 gestorben
Auch beim Fernsehsender Kabel eins trauerte man am Montag. Geschäftsführer Marc Rasmus sagte: „Mit Tamme Hanken verlieren wir eine einzigartige Persönlichkeit, die Menschen und Tiere gleichermaßen glücklich machte.“
Florian Falkenstein, Vice President Factual bei Kabel eins, ergänzte: „Wir verlieren vor allem auch einen sehr guten Freund, mit dem wir immer sehr gerne zusammengearbeitet und von dem wir viel gelernt haben.“