Nun steht es fest: Die 19-jährige Sara Nuru aus München ist „Germany’s next Topmodel“. Sie gewann am Donnerstagabend in Köln die vierte Staffel der erfolgreichen ProSieben-Show mit Heidi Klum. Nuru winkt nun ein Werbevertrag im Wert von 200.000 Euro. Außerdem kommt sie auf den Titel der Zeitschrift „Cosmopolitan“.

Köln. Die Fans von „Germany’s next Topmodel“ lieben es, wenn eine Kandidatin gefragt wird, wie schrecklich es für sie wäre, jetzt rauszufliegen. „Ganz, ganz schrecklich“ kommt dann meist als Antwort – und dann fliegt sie. „Es ist natürlich immer schwer, ein Mädel zu verlieren“, meint Juror Rolf Scheider und lächelt mit feiner Schwermut. Aber alle kennen Heidi Klums Lieblingssatz „Nur eine kann Germany’s next Topmodel werden.“ Diesmal ist es die dunkelhäutige Sara Nuru (19) aus München, die am Ende auf dem Titel der „Cosmopolitan“ prangt und nun Reklame für C&A machen darf.

„Ja, was soll ich sagen?“, ist Heidis erster Satz, als sie am Donnerstagabend im schwarzweißen Umstandskleidchen den 28 Meter langen Laufsteg in der Kölner Lanxess-Arena betritt. Sie muss gar nichts sagen, man sieht: Angesichts von 15 000 Zuschauern wandeln Freude und lebhafter Stolz sie an. Mitjuror Scheider zeigt sich ebenso ergriffen: „Wie ich da vorne stand, hatt’ ich Tränen in den Augen, ich bin ja ’n Nippeser Jung, ich komm’ aus Köln.“ Dass er dennoch mit französischem Akzent spricht, liegt einfach daran, dass er der französischen Sprache leidenschaftlich verbunden ist, sagt ProSieben.

Das handelnde Personal schwebt an Drähten herein: Die blonde Mandy Bork aus Witten („Ich bin von ’nem ganz kleinen Küken in so ’nen Schwan geworden“), die brünette Marie Nasemann aus Gauting („Ich war neulich mit Jogginghose im Supermarkt und hab mich voll illegal gefühlt“) und die schwarzhaarige Sara („Auf der Straße wird mit Fingern auf mich gezeigt“). Die Tochter äthiopischer Einwanderer bekommt von Anfang an den meisten Jubel, sie wirkt am natürlichsten.

Marie (20) wird als erste aussortiert. Mit einem „Heute ist heute, morgen ist ein anderer Tag“ schickt die Jury sie ins echte Leben zurück. Zwischendurch jede Menge Werbung und immer wieder ein Gewinnspiel mit der Preisfrage: „Worauf kommt das Siegermodel – A Titelseite, B Schokoladenseite?“ Die Nerven sind „gespannt wie Bratseile, äh Drahtseile“ (Scheider).

Doch die Models sind im Schlussdurchgang nicht nur schön, sondern auch brav, und das trägt nicht unbedingt zum Unterhaltungswert bei. Man sehnt sich nach einem gepflegten Zickenkrieg, einem rausgepressten „Keiner mag dich hier“ oder hingezischten „Mit der will ich nicht aufs Zimmer“.

In der ausverkauften Lanxess-Arena kommt es gleichwohl zu ungefilterten Begeisterungsstürmen. Die Tickets wurden zuletzt für bis zu 250 Euro gehandelt. Chris (24) und Dirk Henking (36) – „wir sind keine Brüder, sondern verheiratet“ – sind zusammen mit ihren Freunden Rüdiger Johr (45) und David Holzberg (34) aus Hannover angereist. „Für mich ist das Beste, wenn die Mädels die Haare gemacht kriegen“, sagt Johr. Holzberg meint: „Mit Jungs würde das nicht funktionieren, die heulen nicht genug.“

Maja (39), Ärztin aus Bonn, ist von der ersten Staffel an dabei, aber wagt nicht, sich in der Klinik zu outen: „Dabei verkörpert Heidi Klum für mich alle deutschen Tugenden: Fleiß, Disziplin, Durchhaltevermögen.“ Heidi Klum, der Deutschen Glanz und Gloria. Natürlich ist sie nächstes Jahr wieder da. Topmodels kann es gar nicht genug geben – zumindest für ProSieben.